Lisl Ponger hat in der Wiener Secession ein Werk installiert, das für KünstlerInnen eine weitreichende Expansion des Feldes Kunst vorsieht - sie agiert als Wissenschaftlerin, Kuratorin, Künstlerin und Ausstellungsarchitektin,

und das mit einem Weitblick, als ob sie in mehreren Nationen/Staaten gleichzeitig zuhause wäre, mit einer Kenntnis der aktuellen Lage und der Praxis im Ausstellungswesen - dennoch entspannt, ironisch, aber präziese, konkret.

Und, weil ich das gerade am Tag der Frau schreibe, am 8. März, das in der Secession installierte "Völkerkundemuseum" könnte eine späte Antwort auf die erste große Kunst - Ausstellung der Künstlerinnen im Völkerkundemuseum im Wien sein, welche die damalige Wissenschaftsministerin (Wissenschaftsministerium, ein neu kreierter Bereich der Politik, der wieder verloren gegangen ist) Herta Firnberg, wohlmeinend, aber etwas unglücklich bezüglich Ort und Jury (nur Männer) ins Leben rief. Das aktuelle Problem ist mehr als Gender, der Kapitalismus entgleitet in virtuelle Welten, entzieht sich dem Verständnis.

Das "MU KUL" ein Museum für Fremde und vertraute Kulturen, besteht aus Zitaten, die Lebenszusammenhänge als Objektinstallationen darstellen, das aber nicht temperiert, rückwärtsgewandt, wie das meistens der Fall ist in Völkerkundemuseen, sondern als aktuelles Statement zu einer ziemlich schwierigen Situation, weil die Mittelklasse eigentlich die Stütze der Gesellschaft sein müsste, ein stabiles Mittelfeld längersfristig angelegter Strategien, das auseinanderdriften der Gesellschaft in Superreiche und immer mehr Arme, bei gleichzeitiger Produktion von Illusion, weltweit, ist jedenfalls ein gutes Thema für Kunst, wenn sie in Zukunft mehr als Dekor und Entertainment sein will.

In Lisl Ponger´s Reader, mit Texten von James Clifford, Yvette Mutumba, Tim Sharp, ist Engagement angesagt: Wir dürfen nicht zulassen, dass strukturelle Ungleichheit als Chancengleichheit umbenannt wird, dass der Missbrauch von Finanzinstrumenten eine produktive Gesellschaft verbiegt..........und ja, es gibt zunehmend Gruppierungen, die denken und handeln, und Whistleblower die der Welt die Augen öffnen, und dafür mit aller Härte verfolgt werden.