steirischer herbst / ars electronica - Eventkultur in Österreich >>>

Der steirische herbst ist in die Jahre gekommen. Leute die ihn schon lange kennen und lieben, trauern der Sprengkraft nach, vermissen Schockwirkungen, die aber schon deswegen ausbleiben, weil die „Etablierten" heute, die Revolutionäre von damals sind. Welche Tabubrüche könnten denn die 68er Generation in die Rolle treiben, die ihnen von den Jungen gern zugeschrieben würde? Selbst in der Werbung werden gern Jungfamilien mit Großeltern dargestellt, die eigentlich wie Urgroßeltern aussehen – man nimmt nicht gern zur Kenntnis, dass die heute 50 bis 60jährigen Eltern anders gealtert sind. Eine, die statt der nicht mehr möglichen Tabubrüche und trotz der nach wie vor nicht gelösten Frauenfrage, einen gangbaren Weg für sich als Künstlerin findet ist OLGA NEUWIRTH. Sie vernetzt einfach die Pioniertaten von der Jahrhundertwende bis jetzt, statt sich wie viele ihrer Generation nur in kindische Ironie zu flüchten. Die Errungenschaften des letzten Jahrhunderts intelligent mit den Mitteln neuer Technologien zu verknüpfen, ist vielleicht die lohnendste Methode für zeitgenössische Auftritte.

Der ars electronica müsst es eigentlich leichter fallen am Ball zu bleiben, da das Konzept des Festivals immer eine klare Linie vorgegeben hat und nicht darauf angewiesen ist, stets den Begriff Avantgarde zu strapazieren. Doch ist auch hier zumindest eine Beruhigung und eine zu komfortable Akzeptanz eingetreten, indem eben alle Welt die Computertechnologien nützt.

Mit „CODE" wurde diesmal ein essenzieller Begriff in unserem Leben beleuchtet. Dennoch hat man den Eindruck, dass immer mehr „electronica" und immer weniger „ars" zum Zuge kommt. Wenn zu sehr auf den Spieltrieb gesetzt wird, kann das dazu führen, dass man zwischen zwei Sesseln fällt, denn die Spiele und die Spielfilme werden mit einem Aufgebot an finanziellen Mitteln entwickelt mit denen Kunstfestivals nicht mithalten können und dadurch auf einmal alt ausschauen könnten.

Allerdings, solange sich in Österreich nicht wirklich etwas bahnbrechend Neues ereignet, können die beiden Festivals noch immer durch ihre Kompaktheit und vor allem durch den nach wie vor vorhandenen Willen, Experimenten eine Plattform zu bieten, die Metropole Wien ganz schön in Zugzwang bringen.