Weibliche Avantgarde in der Architektur der zwanziger Jahre : Architektur im Ringturm (Wien)

Es gibt gute Gründe gerade jetzt auf diese Zeit und ihre Errungenschaften zurückzugreifen, denn derzeit scheint vor allem den ganz Jungen nicht bewusst zu sein, dass das Recht auf  Universitätsstudium für Frauen nicht einmal 100 Jahre alt ist und viele inzwischen gesetzlich verankerte Rechte und Chancen zumindest in der Doppelbelastung Beruf / Kinder durch mangelhafte Strukturen und ungleiche Bezahlung nicht voll in Anspruch genommen werden können. Die Radikalisierung von Religionen erscheint als neue Gefahr für die Gleichberechtigung von Frauen und deren Input in ein Verständnis von Welt.

Schon die ersten Architektinnen, die ein Studium beenden konnten, nahmen sich dezidiert jener Bereiche an, die dem "Repräsentativen Denken" von vielen Architekten kein Anliegen waren. Küche und Kinder, und alle sozialen Bereiche, erführen einen Entwicklungsschub. Nach wie vor ist das ein von Architektinnen bearbeitetes Feld. Erst seit 20 Jahren brillieren einige wenige Architektinnen auf allen Gebieten von Bautätigkeit.

In Ausstellung und Buch sind vorwiegend Architektinnen aus Deutschland, einige Österreicherinnen und einige Künstlerinnen die im Architekturkontext tätig waren präsent. Es handelt sich um eine Forschungsarbeit von Ute Maasberg und Regina Prinz aus Deutschland, eine ähnliche Aufarbeitung für Österreich steht noch aus. Wichtiger als die Ausstellung ist das Buch, im Junius Verlag Hamburg erschienen, denn selbst Kataloge über wesentliche Ausstellungen von Künstlerinnen in renommierten Institutionen verschwanden mitunter schon wenige Jahre danach. Für aktuelle, zeitgenössische Ausstellungen ist eine geschlechterspezifische Vorgehensweise nicht nötig, die Integration in den Kunstkontext bietet weit mehr Vergleichsmöglichkeiten und Akzeptanz. Geschichtsaufarbeitung ist allerdings notwendig, nicht nur der Judenfrage, auch Kreuzzüge, Hexenverbrennungen und weltweit geübte Ausgrenzungen, Demütigungen, Verstümmelungen von Frauen, haben den Frauen immer wieder die Möglichkeit genommen ihre Talente zu entwickeln und für die Gesellschaft einzusetzen.. Es gilt auch zu bedenken, dass Inkludierung von Frauen in Meinungsbildung und öffentlichen Arbeitsstrukturen, immer parallel mit einer Offenheit gegenüber Wissenschaft, Kunst und Pressefreiheit stattfindet,