Patrick T. Doughery´s Skulptur aus Ästen und Zweigen im Park des Indianapolis Art Center

John Mc Naughton´s Twisted House, ein ironischer Gegensatz zur klaren Architektur des Art Center

Es ist eine lange Geschichte, die Entstehung des Indianapolis Art Center und sie spricht für jene Projekte, die nicht einfach auf die grüne Wiese gestellt werden, oder von oberster Stelle verordnet und finanziert, plötzlich dastehen im Rampenlicht der Aufmerksamkeit.

Die Geschichte begann mit der Bereitstellung von Kursen für Erwachsene, mit einer Kunstklasse, geleitet vom Künstler Wiliam Kaeser, mitten in der Depression, als es vielen Leuten am Nötigsten mangelte, im Amerika der 30er Jahre. Es waren vor allem Frauen, welche diese Möglichkeit zum Kunststudium so sehr liebten, dass sie immer wieder Wege fanden, neue und bessere Räume zu finden, Kunstreisen zu organisieren, später erste Kunstmessen. Es geschah ein langsames, aber stetes Wachstum, auf der Basis eigener Arbeit und Fundraising. Freilich war es auch so, dass das Leben in den 30er Jahren viel langsamer war, nicht nur in Indianapolis. Die Aktivitäten der Art League wie sie sich mittelfristig nannten, weiteten sich immer mehr aus, Ausstellungen, Biennalen, überzogen ganze Stadtteile, die Arbeit war aber immer mit großem Ernst und Freude eine Eigeninitiative, die immer bemerkbarer und merkbarer wurde. Es wurde mehrfach übersiedelt und schlußendlich konnte soviel Kapital aufgestellt werden, daß man sich ein genau für die Zwecke geeignetes Gebäude von einem Wunscharchitekten, Michael Graves, der zwar aus Indianapolis stammte, dort aber nicht baute, sondern seine Spur letzlich international anerkannt zog, leisten konnte. Heute stellt sich das Gebäude vor allem auch aus architektonischen Gründen als Glücksfall heraus, denn hätten nicht die Eigeninitiativler auf ihren Michael Graves bestanden, gäbe es in Indianapolis nur Kulturbauten des nun wirklich lokalen Architekten Michael Hess. Heftig kritisiert wurde diese nicht sehr glückliche Vergabpraxis der Jahrhundertprojekte der Stadt von der Kunstkritik (David Hoppe) weil man heute wirklich die Wahl hat internationale Spitzenarchitektur zu etablieren und diese auch wahrnehmen sollte.

Was ist nun so interessant an einer mäßig bekannten Kunstinstitution in Midwest? Irgendwie scheint alles anders zu sein, als in den meisten Kunstinstitutionen. Breit, ruhig und konstruktiv liegt das Gebäude in einem Skulpturen-Park und alles ist offen, sogar in den Ferien. Eine aufmunternde Aufforderung zum Eintritt in die Kunstschule und Ausstellungshalle, erweist sich nicht als Fake, kaum tritt man näher, gehen die Türen schon auf. Gepflegte Innenräume, Gänge und Hallen mit Kunstwerken, Werkstätten, Büros, und freundliche, aufmerksame, unaufgeregte Menschen, sind für Europäer die Amerika als Land der Aufmerksamkeitsstrategen, aber stets in Angst vor Terror vermittelt bekommen, eine willkommene Abwechslung. Es steckt einfach ein anderes Konzept hinter diesem Art Center, denn als Auszubildende sind unterschiedliche Menschengruppen vorgesehen, nicht nur Studenten, sondern auch Kinder, Erwachsene, ja sogar Blinde. Ganz in der Nähe ist eine vorbildlich geführte Blindenanstalt und das Nachbarschaftsverhältnis hat offenbar dazu geführt, dass man Blinden in der Sparte Objekte und angewandte Kunst eine ernsthafte Ausbildung zumutet, in der Annahme, dass Blinde oft ihre Augen in den Händen haben und mitunter sehr gute Resultate erbringen können auf Gebieten die sich für sie eignen.