Schwerefeld mit Luftabdrücken von Georg Nussbaumer in der Helmut-List-Halle in Graz

Mit diesem Auftragswerk eröffnete der steirische herbst und setzte damit in mehrfacher Hinsicht ein Zeichen. Das Stück unterläuft alle gängigen Kategorien, ist eine Soundperformance, ein Theaterstück eine Ausstellung und ein Gesellschaftsspiel.

In mehreren großen Glaskästen erwartet die Besucher nichts weiter als ein Stück Erde, eine Aufschüttung. Das sieht vorerst wie eine begehbare Ausstellung aus, denn es gibt keine Sitzreihen, nur einige Windmaschinen im Hintergrund. Der Saal füllt sich und zunehmend werden die Besucher zu Performern. Man schaut sich zu beim Begrüßen und Umhergehen. Gut erzogen, wie das Premiere-Publikum nun einmal ist, verstummt es, wenn erste Geräusche sphärenhaft ein Beginnen signalisieren. Später fallen Gegenstände von der Decke in die Glaskästen, sie machen Musik, unterschiedliche Geräusche und füllen im Laufe des Abends die Glaskästen soweit, dass die Erde mit Müll bedeckt ist. Alltägliche, historische und besondere Gegenstände, wie sie auf Müllhalden, im Altwarenhandel, auf Wühltischen gesehen werden können haben den Reiz des Überflusses und die Ästhetik des Verfalls.

Die Betrachter lustwandeln und amüsieren sich bezüglich gewisser Gegenstände, werden aber auch von immer wieder einsetzenden Windmaschinen geradezu herumgetrieben, denn der Wind ist kühl und die Haare stehen zu Berge. Manche Besucher haben bald einmal genug und verlassen den Raum. Aber nach wie vor sind die Personen, die längst wieder angefangen haben zu reden, ein wesentlicher Teil des Kunstwerkes, in visueller und akustischer Weise.Ja man hört zum Beispiel das rieseln von Körnern nur wenn man zufälig ganz nahe dran ist. Die Pointe am Schluss, die vielleicht viele Besucher erwarteten, blieb aus, es geschah nichts Überraschendes. Am Ende verlief sich der Sound wie er begonnen hatte in ähnlich sphärenhaften Klängen, man schaute noch einmal in die Glaskästen und war überrascht, wie schön der Müll ist und wie grausam die Erde zugeschüttet ist. Das war dann ein bleibendes Bild, denn dass das unsere Erde ist, und dass wir das wie ein Theaterstück mitansehen hat dann doch berührt. Dass da und dort auch Körner, Mehl, also "Manna" Eßbares, Nahrung fiel, hat den Eindruck nicht entschärft. Letztlich blieb man einkalkulierter Zuschauer, Zuhörer, oder Blatt im Wind.....Eine Befindlichkeit wurde damit vorweggenommen, die in vielen Themen des "steirischen herbst" aufkam, alles ist offen, wofür?