ERWIN WURM: Keep a Cool Head im Museum Moderner Kunst, Wien

Die Fat-Serie, Fat Car, Fat House, ist in letzter Zeit entstanden, mit dem anreichern eines Objektes oder einer Person, mit dem überziehen von Schichten, hat er aber schon früher begonnen. In der Serie: Liebe deine Kuratoren, hat er einigen mehrere Gewänder übereinander angezogen, bis sie sozusagen die Figur verloren haben und aussahen als ob sie in einer Matratze stecken geblieben wären. Das ist ganz schön zynisch wie alles was Erwin Wurm macht. Es wird ihm aber immer verziehen, ja viele namhafte Persönlichkeiten aus der Kunstszene spielen lunstvoll mit, lassen sich als Modell gebrauchen. Das ist der nächste Schritt bei Wurm´s Humor (zumindest glauben die meisten Menschen, dass er ein Witzbold ist) die Deformierten durch Anreicherung tragen ihre Panne auch gelassen bis stolz. Dabei sagt der Künstler einfach nur, wie es ist. Auf einem Bild trägt er den Museumsdirektor Edelbert Köb, der ja selbst Künstler ist und es wissen müßte -ohne Kunst und Künstler kein Museum und keine Kuratoren, Direktoren, Kunstkritiker..............aber wenn sie dann selbst Kuratoren, Dirketoren sind, glauben sie sie tragen die Künstler. Auch das fette Haus fragt sich, ob es jetzt etwas Besonderes ist, Kunst zum Beispiel. Das Haus kann sprechen, im Inneren wird eine Animation auf das Haus projeziert, Lippen bewegen sich, ein Text wird gesprochen, das Haus denkt nach, über sich und die Welt. Somit übernimmt es auch gleich die Besprechung. Nur der Künstler hält sich an die Konvention und läßt die Kuratoren, Direktoren reden, will garnichts sagen, ist ja auch nicht nötig, das besorgen seine Kunstwerke bestens, und zwar so, wie bildende Kunst eben spricht, in einer mehrschichtigen Wirkung, die mit Worten nicht ersetzt werden kann, und sich auch viel mehr zu sagen getraut, als mit Worten anderen Menschen zugemutet werden könnte.

In einigen Fotoarbeiten, steht Erwin Wurm auch selbst Modell, schneidet Gesichter, die alles andere als vorteilhaft sind, und erfährt sich selbst als wandelbare Masse.

Skulptur kann alles sein, oft ist das Größenverhältnis und die Verortung schon Idee genug - und würde das Objekt jetzt klarer werden, wenn man einen Roman darüber schriebe? Die Titel die der Künstler den Objekten gibt, sind allerdings schon wichtig, ja vielleicht sind sie ja schon der Roman.

Mit dem entwurzelten Einfamilienhaus, welches auf das Museumsdach kracht, sind da zwei Kopf an Kopf geraten, die nicht in der gleichen Liga spielen. Sehen Attacken wirklich wie ein Kopfstand aus, oder hat weit eher jemand oder etwas den Inbegriff biederen Sicherheitswillens, aber auch den Inbegriff eines Wunsches nach Wohlbehagen, dem kühlen Museum an die Stirn geschmissen? Solange wir keine Texte von Kuratoren, Direktoren und Kunstkritikern lesen, können wir noch träumen und uns eine eigene Geschichte zurechtlegen. Die Worte können uns verbiegen; ach ja so ist das gemeint; die Objekte selbst lassen uns alle Freiheit.