MIAO XIAOCHUN stellt bis 20. Januar in der Galerie Lukas Feichtinger, Wien, aus.

Miao Xiaochun repräsentiert in diesem Monat der Fotografie in Wien die zeitgenössischen Möglichkeiten digitaler Fotografie ( nur via Katalog), wie sie von Künstlern genützt werden kann. Dabei bezieht er sich aber dennoch auf Kunstgeschichte. Mehr oder weniger weltweit bekannt wurde er mit seiner das Fresko der Sixtinischen Kapelle, und die damals sensationelle Sicht Michelangelos auf ein religiöses Thema zeitgemäß wiederholende Transformation. Ebenso wie Michelangelo, der das Jüngste Gericht zum Anlaß nahm, seine Perfektion bei der Darstellung von Körpern in Perspektive zu demonstrieren, demonstriert heute Miao Xiaochun, was man mit digitalen Techniken herstellen kann. Sein "The last Judgement in Cyberspace" basiert auf Aufnahmen, beziehungsweise Vermessungen seines eigenen Körpers (3D-Animation), die er multipliziert in alle jene Stellungen bringt, die für die Nachstellung der Figurengruppen bei Michelangelo notwendig waren. Er multiplizierte aber auch die Sichtweisen der Figurengruppe in einem Video. Das letzte Gericht kann aus mehreren Perspektiven betrachtet werden. Die Plastizität die der Bildhauer Michelangelo auch in den Fresken fühlbar machen konnte, hat MIAO XIAOCHUN nun in eine computersimulierte Dreidimensionalität übertragen. Im virtuellen Raum kann man sich zwischen den Figuren bewegen. Den Künstler bewegt aber nicht nur die Grenzüberschreitung in technologischer Hinsicht, für ihn entsteht die Frage nach dem was bleibt, nachdem die Überraschung gewichen ist, oder allenfalls durch neuere Überraschungen überholt worden ist. Das letzte Gericht war für ihn nicht zuletzt dadurch eine Herausforderung, weil er als Budhist mit den Hierarchievorstellungen der katholischen Kirche wenig anfangen konnte. Seine Arbeit ist  insoferne eine Antwort darauf, als er sich als letztes Gericht selbst entscheiden will und muss, welche Position er einnehmen möchte, was er auf die Waage bringen wird. So ist auch eine grenzüberschreitende Sicht der Sehweisen gelungen, wie sie durch geographische Lage, Religion und Volkszugehörigkeit geprägt und überwunden wurde.

Sich selbst in Zeit und Raum, setzte der Künstler schon in mehreren Konstellationen (unten) und wird auch in der Galerie Feichtinger, mit Bildbeispielen aus jener Phase vorgestellt. Das erscheint auch als Beitrag zum Monat der Fotografie als die bessere Wahl, denn das was man vielleicht unter digitale Fotografie subsumiert, ist abgesehen von Fotos mit einer digitalen Kamera, auch allerei gescanntes Material, ob analog oder digital entstanden, Videostills, oder überhaupt gleich Animation ausgedruckt, technisch hat es mit den Vorgängen in der Dunkelkammer nichts mehr zu tun.