SANTAGO CALATRAVA, Architekt, Ingenieur, Künstler, wollte zuerst Kunst studieren, entschied sich dann wegen eines Buches über Le Corbusier für Architektur. Er studierte in seiner Heimatstadt Valencia und schloß ein Postgraduiertenstudium für Bauingenieurwesen an der ETH Zürich an, hernach ein Doktorat der Technischen Wissenschaften, und gründete 1981 sein Architektur- und Ingenieurbüro in Zürich. Den Hang zu einfachen Formen entwickelte er in Zürich, er blieb aber Künstler, der immer wieder auch Bewegungen des menschlichen Körpers zeichnete und malte oder Objekte herstellte. Seltsamer Weise wirken seine Skulpturen wie Architekturen und die Architekturen immer wieder wie Skulpturen. Aus der Kunst schöpft er seine Inspiration und spielt sich frei. Philip Jodido schrieb die Monographie bei Taschen ISBN 978-3-8228-4872-2

Auf einer Weltkarte kann man den Spuren seiner Tätigkeit folgen, von Milwaukee, Chicago, New York, über Buenos Aires, Santa Cruz de Tenerife nach Europa, wo er in Lissabon, Sevilla, Bilbao, Laguardia, Barcelona, Satolas, Zürich, Coesfeld-Lette, Malmö und Athen gebaut hat. Und, wie man anhand der aufgeschlagenen Buchseiten schnell entdecken kann, sind die Ideen höchst unterschiedlich, auch die Art der Projekte. Immer aber scheinen die Bauten in einem Einklang mit der Landschaft zu stehen, wiewohl sie frei und kühn in die Landschaft ragen, so als ob sie Musikinstrumente wären, welche die Töne widergeben könnten, welche das Land singen möchte. Sein ehrgeizigstes Projekt (beziehungsweise das ehrgeizige Projekt der Stadt Chicago, die immer alle übertrumpfen will) wird der "Spire" in Chicago, es wird das höchste Gebäude der Vereinigten Staaten sein, mit 610 Metern, ein schlankes gekräuseltes "Einhorn".

Mit einer Aquarellskizze bringt er meist seine Visionen zu Papier, in denen schon die ganze Spannkraft des späteren Gebäudes enthalten ist. Wie in der Kunst, die seiner Ansicht nach Emotionen weckt, verhalten sich auch seine Objekte der Architektur assoziativ, es sind Körper voll Bewegung und erinnern auch vielleicht an ein Auge, an Gerippe. Wie die neuesten Projekte beweisen, z.B. der World Trade Center Bahnhof in New York, vermag er immer wieder zu überraschen - gleich bleibt seine Fähigkeit mit Bauheren und Bürokratien umzugehen.