Im Hauptraum des MAK ist eine Stadt der Modelle entstanden, in intensiver Zusammenarbeit der Architekten mit Peter Noever. Die inzwischen weltweit geschätzten Coop Himmelb(l)au, hatten gerade in Wien starke Nerven gebraucht, man denke nur an den Zirkus mit dem Ronacher, das dann letztlich sehr konservativ umgebaut wurde, vorbei an den visionären Architekten. Mit den "internationalen" Architekten und dem "Internationalen Stellenwert des MAK"  einer Ausstellungstechnik die mit der Visionären Architektur mitgeht, Praktiken der Darstellung, des Events, die nichts schuldig bleiben, ist der Begriff Museum angewandter Kunst (heute anderes als bei der Museumsgründung) entschieden eingelöst.

Als geteiltes Feld angelegt, begehbar und beobachtbar von einer Tribühne, von der aus man dieses Ambiente sieht, wird noch eine dritte, die Projektionsschiene eingezogen. Der Kommentar zur Entstehung von CoopHimmel(b)lau und deren Intentionen wird von Wolf D. Prix gesprochen, authentisch und amüsant. Die Lichter gehen aus, die Lichter gehen an,  das produziert noch ein Tag und Nacht- Gefühl von Stadt. Und ja, diese Stadt ist belebt, denn wer wollte sich den Augenblick schon nehmen lassen, der "Wiener Kunstgeschichte" schreibt, jetzt, heute, solange diese Künstler noch leben und arbeiten, am Gipfel ihres Ruhms, nicht posthum.

Die Presse-Cd mit Fotos zur Ausstellung ist ebenfalls gut designt - die Ausstellung wird "visualisiert", jeder weis gleich, "Vorsicht Zukunft"! Dabei ist die Zukunft der Architektur schon ganz schön alt, Coop Himmelblau haben hoch gepokert, die Architektur von vielen festgeschriebenen Parametern befreit, manche Bauten sehen wie ein Mix aus Gebäude und Fugzeug aus, heben ab! Die Menschheit hat sich (Welt)raum erobert, in vielfältigem Sinne, das scheint die Botschaft zu sein. Über Gegebenheiten hinausdenken, macht vorerst Normalbürger nervös und findet kaum Unterstützung, große Talente mit Stehvermögen bleiben aber letztlich Sieger.

Herz Stadt - Der weiße Anzug 1969 © Hagen Ernstbrunner, Wien/MAK

Angefangen haben die Coop Himmelblau 1968, Wolf D. Prix, Helmut Swiczinsky, Michael Holzer (der die Gruppe bald verließ) mit Aktionen im öffentlichem Raum. Dazu zählten Räume als aufblasbare, durchsichtige Zellen, mit denen man durch die Stadt wandern oder rollen konnte, Lebensweisen wurden neu konzipiert, Architekturen waren Ausdruck für die Erfindung des Selbst.

BMW Welt München, Deutschland (2001-2007) © Ari Marcopoulos/MAK

Mit dem BMW Auftrag haben die CoopHimmelb(l)lau, inzwischen in anderer Formation, verstärkt durch einen organisatorisch kompetenten Aktivisten, Wolfdieter Dreibholz, im internationalen Kontext der Architektur als Kunst eine Spitzenposition errungen, die ihnen auch niemand mehr streitig machen kann, das Team mit Basisausbildung Architektur und Städteplanung, befindet sich nun am Höhepunkt internationaler Anerkennung. Grund genug zu feiern!

Offenes Haus, Malibu, Kalifornien, USA (1983/1988-1989) © Coop Himmelb(l)au AU/MAK

Ideen sind oft als Zeichnung und/oder als Modell entstanden, also händisch, nicht via Computersoftware, wie ich schon vor Jahren, eben Wolf D. Prix fragte, als (fast) alle quasi Progressiven ihr Heil in dieser Technik suchten.

MAK-Ausstellungsansichten © Markus Pillhofer/MAK

Sehr schön ist der Aufbau in dieser Halle - zuunterst die experimentellen Aktionen, dann Phasen vielleicht schwer vermittelbarer Architekturen, dann die zu realen Aufträgen führenden Konzepte, und schlußendlich die Großaufträge auf der Basis von Wettbewerben die gewonnen wurden, dem Bekanntheitsgrad, zunehmender Akzeptanz, und dem Vertrauen in "Unvorstellbares". Auf dem langen Tisch unzählige kleine Modelle, als Vorstudien für....

Musée Confluences, Lyon, Frankreich (2001-2010) © Isochrom.com, Vienna/MAK

In einer Stadt, in der man überall Kunst begegnet, auf öffentlichen Plätzen, Bahnhöfen, ist auch Platz für experimentelles Neues, gut geübt durch lange Traditionen (in Lyon auch angewandter Kunst), ist offenbar der Zugang zu Neuem selbstverständlicher.