Sieht man dieses Buch nun als Raum, ist da gleichzeitig Faszination und Unsicherheit: Wohin führt der Herausgeber Hermann J. Hendrich? Der Begriff Raum hat die sichtbare Realität verlassen, definiert Bereiche die man nur mit technischen Apparaturen wahrnehmen und vermessen kann, stellt Peter Weibel im Vorwort fest und bezieht sich auch auf Architektur als Organisationsform, jenseits fester Materie. Insoferne scheint der Untertitel "Phänomenologie des architektonischen Raumes" doch konkret. In "An Stelle einer Einleitung" geht Hermann J. Hendrich jedoch in eine gefühlsbetonte Raumvermessung, zu literarischen Erfahrungsberichten des eigenen Körpers, der sich durch enge Gräben schiebt, die an einen Geburtsvorgang erinnern. Annegret Hohmann-Vogrin bezieht sich in "Raum konkret" auf die Veränderungen von Raumgefügen und Raumwahrnehmungen, die nicht von Architekten und Städteplanern vorgegeben scheinen, oder wenn, jedenfalls jedweder Führung entglitten sind. Susanne Kratochwil macht vielleicht klar, warum da überall Augen sind, auf dem Buchdeckel und im Buch, die Performance wird von jedem Blickwinkel aus anders gesehen, von jeder Person anders erlebt. Frantisek Lesák bezieht sich in "Befehlsräume. Über die Einsamkeit eines Massenturners" auf Befindlichkeiten des menschlichen Körpers unter Stress, den diverse Kopfgeburten auslösen - somit hat sich der Gegensatz von Architektur und Lebewesen auch aufgelöst. Des-Orientierung von Peter Krieger bringt dann doch noch urbane Raumerfahrung anhand von Mexiko-Stadt ein, mit vielen kleinstgedruckten Fußnoten, doch anschaulich wird Raum insgesamt nicht, was ja eigentlich die Titel der Texte sowieso verheißen. Abschließend findet ein "Versuch einer Orientierung" der "Raum(Vorstellungs)Erwerb" von Hermann J. Hendrich statt, mit unendlich vielen Zitaten. Demnach bleibt Raum eine Frage im Auge des Betrachters.