VIRTUALITÄT ALS METAPHER: ( Eine Position, die über die Bewerbungsstrategie von Vienna Art Week hinausging, interessant besetzt und in englischer Sprache, eine echte Öffnung)

In der Kunsthalle Wien, Projektspace, fand eine sicherlich wichtige Diskussion zu Virtualität als Metapher statt. Stuart Comer, Curator, Film at Tate Modern London, Daniel Joseph Martinez, Artist and Educator, Los Angeles, Linda Norden, Curator and Advisor to 2008 Whitney Biennial, New York und Andreas Ruby, Architecture Critic and Theorist, Berlin, fanden nach Statements zum Thema zu einem zwar rasend schnellem (wegen überzogener Zeit), aber sehr professionellem Diskurs.

Leider hielten sich alle Redner zu lange mit historischen Positionen als Einführung auf, die immer gleichen bekannten Namen und Positionen mögen, aus welchen Gründen auch immer als Standard- Zitate nötig sein, spannend wird es aber erst wenn die Rede auf aktuelle Positionen kommt, zeitgenössische Bildbeispiele gezeigt werden, und eine nicht Einordenbarkeit aktueller Phänomene versuchsweise diskutiert wird. Im Sinne von "take time meet art", war es beruhigend festzustellen, dass internationale Fachleute nicht so naiv auf die technische Revolution abfahren. Rückblicke waren dann zielführend, wenn sie wirklich auf Inhalt bezogen stattfanden, wie etwa die Bezugnahme auf den Film Blow Up, der eine bis heute gültige Version von Recherche zu "Wirklichkeit und Imagination" bot, auf der Basis einer fotografischen Entdeckung, die ebenfalls bis heute relevant ist. Ein Fotograf entdeckt bei der Ausarbeitung seiner Aufnahmen einen Mord, beziehungsweise er vermutet diesen Tatbestand. Im Hintergrund seines eigentlichen Motives, glaubt er etwas entdeckt zu haben, geht der Sache nach und erlebt die seltsamsten Behinderungen dabei. Das sitzt, denn mit solchen Irritationen müssen wir heute alle leben, wir glauben zu wissen und sind dennoch hilflos gefangen in Verschiebungen zu denen wir keinen Zugriff haben. Die Realität ist schwerstens irrational, wie heute die virtuellen Geldtransfers, die Wertschätzungen ohne realem Update. Die Kunst ist in diesem Zusammenhang weit weniger Grund zu Irritationen, als das Bankwesen mit Krediten, Gewinnen ecetera. So hat sich eigentlich eine Umkehrung eingestellt: Die neuen Technologien sind nur Tools, die ein Aumaß an Veröffentlichung gewähren, das bisher unbekannt war. Auf der Strecke geblieben ist die Evaluierung, das Wertesystem. Nun sind hier zu bewertende, oder bewertbare Positionen eingebracht worden, der Begriff "Avantgarde" könnte in noch wenig beackerte Gebiete verlagert werden, wenn man so ein altmodisches Wort überhaupt noch strapazieren möchte. Bilder, Kunstpositionen, oder Manifestationen die noch zu Kunst werden könnten ziehen vorne weg, der inhaltliche Diskurs reflektiert, interpretiert, es wurde jedenfalls ein brauchbarer Anfang gemacht.

Die Vermittlungsarbeit war stilvoll und gekonnt.