Gibellina, ein 900 Jahre altes Städtchen in Sizilien, bewohnt von Ziegen- und Weinbauern, wurde 1968 durch ein Erdbeben vollkommen zerstört. Die Bewohner hatten überlebt, weil sie nach einem kleinen Vorbeben, die Nacht im Freien verbracht hatten. Nach Jahrhunderten der Unterdrückung und Ausbeutung durch Großgrundbesitzer und Mafia, hofften sie auf einen Neustart, doch Rom ließ sich mit der versprochenen Hilfe Zeit, und viele Zuwendungen landeten wieder in den falschen Taschen.14 Jahre warteten die noch verbliebenen Leute in Barackensiedlungen, viele der Jungen, und auch Angehörige der Mafia, nahmen die Gelegenheit wahr auszuwandern. Rückblickend erscheint der inzwischen überalterten Bevölkerung jedoch diese Zeitspanne sozial verträglicher, als das Leben in einer wie ein Schmetterling in zwei Teilen geteilte, weitläufige Reißbrettplanung aus Rom, die dem sozialen Gefüge der Bewohner nicht entsprach. Ein tüchtiger Bürgermeister versuchte die Situation durch ein groß angelegtes Projekt von Kunst im öffentlichen Raum zu retten. Er hoffte auf eine Belebung der leeren Plätze und auf Fremdenverkehr, der allerdings ausblieb. Das einzige Kunstprojekt, welches Interesse bei der Bevölkerung fand, war und ist das von Alberto Burri errichtete Betonfeld über den Ruinen, in dem man noch wandern kann, alte Straßen wiedererkennt. Darüber hinaus sind die Bewohner ebenso überfordert mit den zeitgenössischen Kunstintentionen, wie die Künstler mit der Bevölkerung, auf die sie nicht eingingen.

Jörg Burger, der Filmemacher der von der Bilden Kunst her kommt, beschreibt sensibel die ebenso engagierte, wie ausweglose Geschichte, auch heute noch ausschließlich anhand von Aussagen von Männern. Es hat sich offenbar fast nichts verändert, im Süden vergeht die Zeit langsamer, auch die Kunst konnte keinen Entwicklungsschub provozieren. Ja, indem die oft aus rostendem Eisen angefertigten Skulpturen nicht verändert, oder angemalt werden dürfen, versinnbildlichen sie geradezu den erneuten Verfall und Stillstand.