Kunsthalle Wien Projekt Space: Gruppenbild mit Dame: Wem gehört die Stadt?

3 Stadräte, 1 Kunsthallendirektor, ein Jurymitglied, klopfen sich gegenseitig auf die Schulter, 1 Künstler motzt.

Ob das WeltBurgDorf (Di.08.09) demnächst als Kunst im öffentlichen Raum gepriesen wird, oder als Werbung verstanden wird, läßt sich nicht zwingend vorhersagen. Im Buch "Wem gehört die Stadt", Wien - Kunst im öffentlichen Raum seit 1968 ist der Begriff recht weit gefaßt, und mit einem Zitat "Jeder geschlossene Raum ist ein Sarg" glorifiziert. Immer noch basierend auf der Vorstellung, dass die Menschen wenn sie schon nicht freiwillig zur Kunst kommen, dann doch wenigstens unvermutet darüber stolpern sollten, um sich schließlich doch mit Kunst auseinandersetzen zu müssen, oder schon vor der Tür angeworben werden, verkommt Kunst im öffentlichen Raum zur Mission. Soferne es dann Aufregungen gibt, gilt das Projekt als gelungen, sachbezogene Kritik ist nicht mehr möglich, weil die FPÖ hat sich negativ geäußert. Unklar bleibt auch, warum Werke die einfach von Biennalen oder Messen übernommen wurden, wie etwa Plastic Bags von Pascale Marthine Tayou (Biennale Venedig) oder Bit.Fall von Julius Popp, der davor auf der Basler Kunstmesse zu bewundern war, dann vor der Kunsthalle plaziert, den Anforderungen, zum Ort oder zur Situation etwas auszusagen genügen kann. Wenn das Werk dann wie bei Wellness Skull von Joep van Lieshout noch in seiner Funktion reduziert dargeboten wird, entsteht die Frage, ob diese Werke nicht in geschütztem Ambiente besser aufgehoben wären. In aller Regel ist ja Kunst im öffentlichem Raum für Künstler ein irrer Stress bezüglich der Bewilligungen, zumindest wenn sie ohne den Segen von KÖR stattfinden. Es ist schon verwunderlich, dass Protest am liebsten "institutionalisiert" wahrgenommen wird, und dazu noch tauglich als Parteipropaganda. Nur wenige Interventionen beziehen sich sinnvoll und souverän auf den Ort und die Probleme  der Zeit, so etwa "Unser Mann" von Gottfried Bechtold, der sein Gesicht allen Parteien zur Verfügung stellt, oder Delete! Die Entschriftung des öffentlichen Raums, von Rainer Dempf und Christoph Steinbrenner, der alle Werbezeichen in einer Straße 2 Wochen lang gelb verhüllte. Hier sind die Aussagen, sei es die Austauschbarkeit der Versprechungen und des Politikerdesigns, oder allgegenwärtige Werbung, die weder die Stadt verschönert, noch wirklich Information ist, ebenso aber auch die Wahl der künstlerischen Methode schlicht treffend, und diese Werke benötigen den öffentlichen Raum, machen dort Sinn.

Die Tonspur-Passage ist ein Beispiel dafür, wie den neuen Sound-Produktionen der anfangs zugesagte, und bespielte Raum entzogen wurde, und es zu dieser Ersatzlösung kam. Zugig, kalt, finster, die meiste Zeit des Jahres - ein Durchhaus soll jetzt als Konzertsaal für Soundinstallationen fungieren. Die Künstler machen gute Miene zum bösen Spiel - aber wer kann und will komplexe, nicht gerade leicht zugängliche Sound-Produktionen in einem lärmigem Durchhaus wirklich genießen..

Sinn macht aber jedenfalls die Intention möglichst viele Künstlerische Interventionen die in Wien stattgefunden haben auf einer Webseite zu sammeln. Da kommt dann vermutlich doch eine Fülle an unterschiedlichen Ansätzen zusammen. Das Feld ist reich, denn nicht alle KünstlerInnen haben auf den Segen von Kör (seit 2004) gewartet - Kunst im öffentlichen Raum war weit eher Protest als Institution. www.koer.or.at