Die Reichen müssen noch reicher werden, eine Publikation von Klaus Staeck mit Ingeborg Kast, 1973 hatte vorweggenommen, was nun eingetreten ist, weltweit! Das Unvorstellbare hat er immer wieder beim Namen genannt, und in griffigen Visualisierungen transportiert. Das politische Plakat wurde zum bevorzugten Medium, und VORSICHT KUNST! wurde zu seinem LOGO. Schöne Aussichten kann man doppeldeutig verstehen, denn so sehr es jetzt wirklich an die Substanz geht, die Lebensmodelle auch im Westen, auch in Europa, kippen, mit und ohne Migrationshintergrund, sein Stil wird heute im Internet weitergetragen. Auch das politische Plakat hat sich globalisiert, und läuft animiert, und häufig abgefragt. Unscharf sind allerdings die Grenzen von und zu Kunst geworden. Eine Wertedebatte steht mehr denn je an, denn auch in der Kunst regiert das Geld.

Klaus Staeck ist ein Multitalent, als studierter Jurist, zugelassener Anwalt, weis er auch mit den Konsequenzen der Angriffe zu leben, die er wegen seiner Kunst immer wieder auszuhalten hatte. Mit den 40 Klagen, die er sich in vierzigjähriger Tätigkeit einhandelte, wußte er umzugehen, wußte sie abzuschmettern. Mit der Kunst ging er auf die Straße, nicht als einfacher Demonstrant, er hat immer sehr konkret, zielgerichtet, aber mit irritierender Ironie der Gesellschaft den Spiegel vorgehalten. Sein Demonstationsmaterial hatte und hat Qualität.

Insoferne ist auch der Tatbestand Kunst gesichert, was bei gewöhnlichem Demonstrieren, oder zerstörerischen Aktionen nicht gegeben ist. Ganz abgesehen davon ist sein Informationsstand stets erstklassig, die Zielrichtung kompakt, und letztlich ist er schon dadurch selbst unangreifbar, weil er ja nur sagt was auch stimmt und sich nicht in emotionalen oder ideologischen Fallen verrennt. Und, das Produkt DEMO hat auch eine eigene Ästhetik.

Ein interessanter Hinweis in dem Buch kommt auch von Gerhard Steidl, der als Drucker den Hergang skizziert, wie solche Staeck-Plakate damals und heute entstanden. Immer wieder gleich. Eine Handskizze, Texte, Bildmaterial, als Collage wird zusammengefügt, mit oder ohne Photoshop. Die Idee muss stimmen, und die Ausage schlüssig sein. Technische Neuheiten sind allenfalls Draufgabe, die überläßt er dann auch gern dem Drucker. Schnell muss es gehen.

Ferner, es liegt in der Natur der Sache, dass Plakate, Postkarten ecetera, billig im Erwerb sind, und daher eine ganz andere Streuung haben als Originale. Die Fotos von Klaus Staeck sind übrigens ebenfalls pur, ohne Photoshop. Was da gezeigt wird, ist ein Stück Realität, die in einen Zusammenhang gebracht wird, der mehr sagt als man anhand der einzelnen Details sieht. Nur, eben, sowas muss einem halt erst mal einfallen!