Herlinde Kölbl hatte sich dem Menschenbild verschrieben. Sie wollte hinter die Kulissen sehen, und das tat sie von allem Anfang ihrer Fotografinnen-Karriere an kompomisslos. Zuerst näherte sie sich dem Ambiente, in dem Menschen wohen, enttarnte sie durch die Gegenstände die sie umgaben. Später rückte sie dem Körper näher und offenbarte auch das Verhalten, die Gestimmtheit beim Sexualakt. Damit hatte sie die Sensationspresse in der Tasche, und ausreichend Bekanntheit um sich wieder stilleren Themen zu widmen, soferne man nicht auch die Vemutumg ventilieren könnte, sie ist noch weiter gegangen, etwa bei den Literaten, die sie bei der Arbeit begleitete. Der nächste Schritt ist wohl der durchdringende Blick ins Innere. In diesem Buch scheinen die Menschen noch nackter als nackt zu sein. Sie geben ihr Inneres preis, beziehungsweise die Fotografin drückt immer dann ab, wenn einen Augenblick lange die Menschen hinter ihren Fassaden durchscheinen, mit Befindlichkeiten die ihnen vielleicht nicht bewußt sind, mit fragenden, weitblickenden, rückblickenden Konstellationen.

Fotografie erzählt Geschichten, auch wenn es sich um Einzelbilder handelt. In "Mein Blick" sind mehrere Fotoserien angesprochen, es ist eine Art Retrospektive für eine Fotokünstlerin, eine Art "Best of". Für jede dieser Serien hatte sie ein spezifisches Konzept bezüglich Inhalt und Form. Und was sie dann realisierte ist schüssig und konsequent.

Viele Projekte ziehen sich Jahre hin. So begleitet sie einige deutsche Politiker auf ihrem Weg und zeigt die "Spuren der Macht". Die Spuren des Alterns, die Spuren gesellschaftlichen Aufstieges......Leben zeichnet.....

Das Buch begleitete ein große Werkschau im Martin Gropius Bau in Berlin im Herbst 2009. Wie immer Bei Steidls Fotobüchern ist volle Konzentration auf das fotografische Werk gegeben. Die Autorin ist die Fotografin, die Fotografin ist Autorin. Sie schreibt "Eine Enzyklopedie sozialer Sachverhalte" schreibt Hans-Michael Koetzle.