Birgit Jürgenssen ist zweifelsohne zu früh verstorben, ihr künstlerisches Potential war noch nicht ausgeschöpft. Sie wird nun nimmermüde als die totale Entdeckung präsentiert, fast so als ob es sie vorher nicht gegeben hätte in der Öffentlichkeit. Das trifft nicht zu, das ist eine Taktik, auch wenn eine jüngere Generation sie wohl nicht kennt. Sie wird auch etwas zu stark auf die feministische Ebene gestellt, die Bilder die hier vorgestellt werden belegen diesen Focus auch. Und, es stimmt, viele dieser hier gezeigten Arbeiten waren wohl nie ausgestellt.

Ob sie wirklich als Paradebeispiel der feministischen Avantgarde hätte fungieren wollen? Die charmante, freundliche, gebildete, und auch kommunikative Person hat möglicherweise versteckt mehr gelitten als man ihr ansah. Nun, es ist eben die Auswahl der Kuratorinnen, und sie sehen ihre Stärken darin, die Zwänge von Frauen so subtil darstellen zu können. Trotzdem fehlt bei einer Rückschau vor allem die aufmüpfige Phase der Arbeit mit den drei anderen Künstlerinnen unter dem Logo: Die Damen. Diese Phase wäre als Abrundung der Persönlichkeit von Birgit Jürgenssen notwendig, weil es ja auch eine Entwicklungsstufe ist, eine Art Resultat oder Konsequenz der Selbsterforschung. Ja, und die kämpfenden Frauen (untereinander) es gibt zwar ein Ranking in der Ausstellung, aber mir kommt vor, da gab es eine Serie, die ich einmal in Köln auf der Kunstmesse bei Winter gesehen habe, hääte sie mich nicht so beeindruckt, hätte ich das ja vergessen. Birgit Jürgenssen war viel zu gescheit um nicht auch hinter die eigenen Muster schauen zu können, und viel zu fair, um nicht auch ein paar selbst produzierte Ungerechtigkeiten und Fehler aufs Korn nehmen zu wollen und können.