JULIA SCHNEGG: Über Erfahrungen als Ausstellungsmacherin in großer Gruppe

Julia Schnegg in der Mitte mit ausgestreckter Hand bei der Vernissage von SOCIAL DESIGN

 

1. Was hat dich motiviert, nachdem du ja schon mehrere Studien hinter dir hast, und einen festen Job in Berlin, diesen ecm Masterlehrgang in Wien zu machen?

 

Den festen Job in Berlin hatte ich noch nicht, fest ist ohnehin in der Kreativbranche ein weitgefasster Begriff. Ich bin eine sogenannte feste Freie. Also keine Anstellung eigentlich frei, aber fest gebunden an eine Firma. Aber wenn ich den Job schon gehabt hätte, dann hätte ich das Studium wahrscheinlich nicht begonnen. Aber das ist der Weg den Patchwork-Biografien und prekäre Arbeitsverhältnisse nahe legen. Man plant immer was und dann kommt was anderes dazwischen. Ist allerdings auch ein Freiheitsmoment drin, das ich nicht missen möchte. In einem nine-to-five Normalarbeitsverhältnis würde ich wohl gar nicht mehr gut klar kommen. Aber zurück zur Motivation: Ich habe eine Lehre als Schriftsetzerin gemacht und dann als Grafikerin gearbeitet, danach habe ich Feld gewechselt und Philosophie studiert. Wie passt das denn zusammen, das denken sich viele. Gar nicht, kann ich da nur als Antwort geben. Ich bin seit langer Zeit politisch aktiv und wollte mich gerne mehr in Theorie vertiefen, habe also einfach ein anderes Interesse von mir profiliert. Irgendwie dachte ich, ich vertrockne geistig vor dem Rechner. Um mein Studium (neben Stipendium und Eltern) zu finanzieren, habe ich weiter als Grafikerin gearbeitet und bin im Museumsbereich gelandet. Dass sich dieser Bereich zentral um Bildung und Vermittlung bemüht finde ich super, nach wie vor. Und ... meine sozialwissenschaftlichen Interessen lassen sich verbinden mit meiner grafischen Ausbildung. Deshalb wollte ich hier weiter machen. Dass ich in dem Lehrgang zur Kuratorin werden soll, das war mir nicht klar. Eigentlich wußte ich gar nicht, was eine Kuratorin ist. Wollte eben in dem Bereich was machen und nach vielen Bewerbungen als Volutärin, war das zunächst die einzige Möglichkeit.

2. Stand das Thema SOCIAL DESIGN von vornherein fest bei dem Ausstellungsmacher-Lehrgang auf der Universität für angewandet Kunst? 

Nein, das Thema stand nicht fest. Eigentlich sollte das Thema "Avantgarde nach 45" sein. Bei unseren ersten inhaltlichen Auseinandersetzungen damit, waren wir alle überfordert mit der Weite und historischen Bedeutung des Themas und sind in Diskussionen auf Social Design gekommen. Als aktuelle Diskussion darüber, was eigentlich Avantgarde heutzutage ist (in Kunst und Design), welche Kritierien es geben könnte etwas als fortschrittlich zu bezeichnen, welche Bedeutung das Soziale und gesellschaftliche Fragen haben und vielleicht auch, wie man so eine bedeutungsschwere Diskussion über Avantgarde auf der Höhe der Zeit diskutieren müsste. Ein erstes ganz grobes Konzept wurde Herrn Bast vorgestellt, der war begeistert, weil sich die Angewandte über "angewandtes" sprich sozial involviertes Design profilieren will und er ein Institut für social design plant. D.h. Geld ist geflossen, weil er das Thema gut fand, damit stand es fest. Allerdings haben wir es mit der Ausstellung nicht geschafft uns in diesem Kontext schlüssig zu positionieren und auch strittig oder überhaupt unsere Rolle darin zu thematisieren (innerhalb der Institution), wir haben eben einen Themenaufriss versucht, aber es war alles andere als ein kritischer Stachel, der es hätte werden können: Gegen die ökonomische Argumentation von Bast im Bezug auf die universitäre Ausbildung: Kreative Indutries sind wichtig für die Entwicklung von Wien, weil sie eine Produktivkraft darstellen, ergo ... ökonomisch nützlich. Diese Argumentation finde ich strategisch nachvollziehbar, aber sehr gefährlich, da ich denke dass Bildung und Lernen ein gesellschaftlicher Wert ist, den man an sich profilieren muss und nicht auf wirtschaftliche Interessen rückbeziehen sollte. Was nützt schon eine bessere Ausbildung von Lehrlingen der Wirtschaft, gibt ja eh genug davon. Oh, ich komme ins Labern. 

3. Hat dich das Thema SOCIAL DESIGN besonders angesprochen, weil du auch "politisch" tätig bist? 

Ja klar, ich war von Anfang an Feuer und Flamme für das Thema, eigentlich bis zum Schluss und irgendwie denke ich: Ich war auch die einzige. Gesellschaftliche Gestaltungsfragen spielen in meinem Leben eine wichtige Rolle. Warum ist alles so wie es ist, obwohl es so vielen Leuten schlecht geht? Wie könnte es anders gehen. Auf sozialwissenschaftlich: Transformationsperspektiven entwickeln ;-) Ich finde das Thema hat/hätte da viele Möglichkeiten geboten, die wir nicht genutzt haben. Die offensichtlichste: Wir haben keine Verbindung zum Studi-Streik hergestellt, nicht thematisiert, nicht in den Veranstaltungen einbezogen usw, obwohl es ja geradezu ein historischer Glücksfall ist, dass eine Ausstellung über Möglichkeiten gesellschaftlicher Gestaltung gleichzeitig mit einer sozialen Bewegung stattfindet. Aber viele von uns haben denke ich den Zusammenhang gar nicht gesehen. Und mir ist die Luft ausgegangen. Business as usal ... Aufbau ... da muss man halt ... usw. Du kennst das sicher. Sehr, sehr traurig!

 

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PETER COELN: Zur Photographica Auction  im WESTLICHT

J.W.: Sehen sie nun die Zeit gekommen, in Auktionen nun zeitgenössische österreichische Fotografen und Fotografinnen anbieten zu können?

P.C.: Nun es ist die Zeit gekommen, dass wir jetzt auch Auktionen für Fotografie machen, und dass wir zeitgenössische österreichische Fotografie und junge österreichische Künstler machen können verdanken wir einer Förderung von Departure. Wir hatten das schon lange vorgehabt, da wir relativ erfolgreich sind mit Kamera-Auktionen, und wollten nun auch mit Fotografie einsteigen.

J.W.: Da zieht man nun jetzt nach in Österreich, denn in Amerika, oder auch in Paris, wird ja zeitgenössische Fotografie garnicht so schlecht verkauft.

P.C.: Nicht nur zeitgenössische natürlich. Doch da Österreich so ein bisserl Altmeister geschädigt ist, und auf die Fotografie als Kunst nicht so achtet, wie sie das verdienen würde - das ist einmal ein Faktum -  glaube ich eben, dass man mit solchen Aktionen und Auktionen es unterstützen kann, dass das besser wird.

J.W.: Man gleicht sich dann an dem restlichen Kunstkontext an, war das die Intention?

P.C.: Ich bin natürlich ein Fanatiker der Fotografie, und sehe die Fotografie als etwas sehr wertvolles, ich hoffe dass dies dann von Leuten im Kunstkontext auch langfristig so gewertet wird. Da hinken wir in Österreich noch ziemlich nach, obwohl es ja in Österreich eine unglaubliche historische Tradition bei Fotokunst gibt, da gäbe es noch genug zu tun, auch was die Bildung darüber betrifft, auch an den Kunstschulen.

J.W.: Es haben sich bisher zeitgenössisch am ehesten KünstlerInnen durchgesetzt, die klar im Kunstkontext verankert sind, wie etwa Eva Schlegel, die dann mit Galerien wie der Krinzinger gereist sind, aber die heimische Fotokunstszene wurde zwar gezeigt, hatte aber mit Verkauf große Mühe.

P.C.: Na ja, sie wissen oft auch nicht wie sie die Prints machen sollen. Bei der Geschichte jetzt, haben wir wirklich tolle FotografInnen dabei gehabt, wo wir die Printkosten vorfinanziert haben, weil sie sich diese nicht leisten konnten - das ist natürlich traurig.

J.W.: Das bezieht sich nicht darauf, dass sie nicht wüßten wie man´s macht, sondern einfach weil es eh normal nicht verkauft wird, machen sie es nicht?

P.C.: Solange es nicht Galerien gibt, die sich derer annehmen, wird es nicht gehen, denn ohne Galerien lauft halt nichts. Ein anderer Weg ist eben die Auktion, wie wir das jetzt machen, denn wir sind ja keine kommerzielle Galerie, sondern ein Museum.

j.W.: Sie machen ja permanent Ausstellungen mit meist internationalen Klassikern.

P.C.: Ich meine bei jungen KünstlerInnen besteht das Problem darin, dass sie schwer Galerien finden, die sich ihrer annehmen, weil kommerzielle Galerien meist jene Künstler präsentieren, mit denen sie viel Geld verdienen können, und es nur wenige Galerien gibt die zeitgenössische Künstler aufbauen. Ich meine damit, dass ein Fotokünstler wirklich begleitet werden muss, bis er wirklich Marktwert hat.

 

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LISA RUYTER - Gespräch im Dorotheum Wien zur Kunstszene Wien

J.W.: Es war erfreulich beim Pressegespräch anläßlich der Eröffnung der Vienna Art Week von ihnen zu hören, dass sie Vertrauen in die KünstlerInnen und die Kunstszene Wien setzen.

L.R.:Absolut!

J.W.: Sie lebten in New York, und nun leben sie seit 6 Jahren in Wien, nicht nur wegen der Lebensqualität, sondern auch weil sie diese Kunstszene lieben. Was mögen sie an der Wiener Kunszszene?

L.R.: Ich liebe den Enthusiasmus, es ist ein echter Hunger, die Leute sind aufmerksam, sie besuchen Events, die Szene ist sehr lebhaft, es mangelt an einer Kritikfähigkeit, es sollte ein wenig mehr Autoren  zur Kunst geben, zum Beispiel, aber ich denke das kommt, das ist nur eine Frage der Zeit. Die Kunstszene ist eigentlich wie die Wiener Küche, so farbig, es ist manches von Ungarn, es ist manches von Italien, es ist manches von da und dort. Ich denke wir haben das auch in der Kunstszene hier.

J.W.: Sie denken, dass es gut ist, dass da Künstler von rund um Österreich auch hier sind und zunehmend mehr kommen?

L.R.: Es ist nicht wie in New York, es ist nicht so gemischt wie in New York, mehr oder weniger haben die Leute hier einen ähnlichen Hintergrund, sie kommen eher aus den umliegenden Ländern, aber die KünstlerInnen sind sehr gut informiert darüber, was auf der internationalen Kunstszene passiert. Sie wissen auch sehr gut z.B. was in New York passiert, sie leben nicht in einem Vakuum. Es ist schon auch oft der Wunsch da, woanders zu sein.

J.W.: Wir haben Residencies hier und auch Stipendien für KünstlerInnen um in andere Länder zu gehen

L.R.: Was doch nötig wäre, ist mehr Leute hierher zu bringen, mehr internationale Leute.

J.W.: Sie meinen auch Kunstkritiker und Kuratoren?

L.R.: Ja, Künstler, Kunstkritiker, Kuratoren. Denn was oft passiert wenn Künstler nach Berlin oder New York gehen ist, dass sie dort eine Karriere aufbauen und nicht mehr zurückkommen. Und, niemand weis hier dann mehr etwas über sie, das passiert wirklich. Es muss einen Austausch geben, das schafft Werte.

J.W.: Es gibt aber sehr viele ausländische Künstler hier bei Ausstellungen in den Galerien, oder sehen sie das anders?

L.R.: Die Galerien sind überwältigend offen für ausländische Künstler, aber das geschieht oft um den Preis in einer lokalen Szene auszustellen. Ja, und dann fehlt es auch an geeigneten Präsentationsmöglichkeiten für junge Künstler, es müssen nicht unbedingt Galerien sein, es gibt schon mehr und mehr Offspaces. Wichtig wäre, dass mehr Künstler hier leben und arbeiten können, denn die internationalen Kritiker, Kuratoren und Sammler gehen zum Beispiel nach Berlin, weil dort so viele Künstler arbeiten und leben.

P.S.: Lisa Ruyter ist derzeit mit einer Raumarbeit im Unteren Belvedere bei Musterzimmer vertreten.

 

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                                                                                                                                 SIMONA KOCH: ORGANISM 4 * ein Kunstwerk für´s Web

Du arbeitest in Zyklen, derzeit zu Organismen. Seit wann weißt du von dem größten Pilz der Erde im Staate Oregon, USA?

 

Von dem Pilz hab ich gelesen, als ich nachgeforscht habe welches der größte Organismus der Welt ist. Ich bin ja fasziniert von den Facetten des Lebens und mir wird immer klarer, wie verzahnt die Welt der Lebewesen ist und wie sehr wir von anderen Organismen abhängig sind, ohne uns dessen bewusst zu sein.

Steht diese jetzt durch eine Reisestipendium geförderte Arbeit im Kontext deiner anderen Organism benannten Arbeiten?


Nach einer alten und einfachen Einteilung ist die Welt der Lebewesen in Reiche (Ernst Haeckel) gegliedert: Tiere, Pflanzen, Pilze und Protisten. Daneben gibt es noch andere Gruppen von Kleinstlebewesen. Ich hatte vor, diese Gruppen für mich zu erforschen und zu bearbeiten. Bei den Tieren, zu denen auch wir zählen fand ich interessant in das Innere zu schauen, gerade weil wir so fixiert sind auf Äusserlichkeiten. Diese Maschine, die jeden von uns antreibt und die wir doch nicht sehen wollen, blutig und schleimig ... Ich habe einen Animationsfilm entwickelt, von einem Organismus, der endlos um sich selbst kreiste, ohne Kopf, Gliedmassen, Geschlechtsorgane - nur Nahrung aufnehmend und ausscheidend. Eine weitere Arbeit waren zarte 11 Bilder zwischen transparenten Scheiben, im Raum hängend. Eines zu jedem inneren Organ, dass die jeweiligen Details und Besonderheiten illustriert. Daher wollte ich auch den Pilz in einer Art umsetzen die seinen Besonderheiten entsprach.

Hat dich bei Pilz auch die Ideologie von Rhizom beschäftigt?


Die Ideologie des Rhizomes kommt ja von der Art des wurzelns und ausbreitens. Ich haben diesen Pilz auch als dem Internet sehr ähnlich empfunden. Weisst Du, jede seiner Zellen arbeitet eigenständig, wie die einzelnen Nutzer des Internet und so befindet sich die Entwicklung im ungesteuertem Prozess ...

Also lag die Wahl der Darstellung als Webkunst, als im Internet abrufbare Realisierung
für dich im Sinne der Sache?

>> Ja, das hat sich für mich richtig angefühlt. Aber auch die Art der Erhebung - das 8 km2 Meter große Areal abzulaufen, dort nach von mir festgelegten Vorgaben nach Spuren des Pilzes zu suchen, die Fundstücke, die sich ja so sehr ähneln akribisch zu zeichnen. Das hatte für mich sehr viel mit der Funktionsweise des Pilzes zu tun. Und dann habe ich ja sehr viel Material gesammelt, fotografiert, gezeichnet und all das eignet sich auch sehr gut für eine Ausstellung. Das Internet war ein Aspekt, von vielen.
 
 
Du bist aber auch eine abenteuerlich Reisende, oft sogar alleine. War da auch ein starker Entdeckerreiz?

>> Ich finde dass man alleine anders erlebt. Man ist viel offener und aufmerksamer. Zu zweit oder in einer Gruppe ist man geschützt und muss nicht den Kontakt suchen. Und natürlich kann man alleine machen was man will ... 
 
 
Hat der ungesteuerte Prozess bei solchem Wachstum nicht auch etwas Bedrohliches,
und auch eine Art Schicksalsgläubigkeit?

>> Ich denke, dass sich das Leben an sich im ungesteuerten Prozess befindet. Es gibt keine kollektive Vernunft, die uns Menschen zusammen in eine sinnvolle Richtung arbeiten lässt. Im Vordergrund stehen kurzfristige persönliche Vorteile. Der Mensch verwendet den Begriff "Schmarotzer" für Organismen die sich von anderen ernähren – dabei ist doch der Mensch der vermutlich einzige Organismus, der die Möglichkeit hat über seine Lebensweise zu entscheiden und dennoch wie Blind nicht nur andere Organismen benutzt, verändert und versklavt, sondern auch so viele Rassen ausrottet und ihre Lebensräume zerstört – und somit beginnt seine eigene Lebensgrundlage zu zerstören.
Das ungesteuerte Wachstum im Fall des Pilzes hatte für mich zuerst etwas sehr bedrohliches – so viele tote Bäume ... aber dann hab ich festgestellt, dass in den entstandenen Freiräumen neue Pflanzen ihren Platz einnahmen.

Webseite von Simona Koch: www.en-bloc.de    ORGANISM 4


 

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                                                                                                                                             FRANZ HNIZDO: Material und Form 

J.W.: Du unterrichtest nach wie vor Architekturmodellbau an der Universität für angewandte Kunst. Haben sich die Möglichkeiten der Animation nicht so ausgewirkt, dass Modellbau abgedrängt wurde?

F.H.: Nein, das kann man nicht sagen, es gibt eine ganz wichtige Ambivalenz zwischen realem Modell und virtuellem Modell. Beide Zugänge sind wichtig. Wir haben auch sehr gute Programme, bei denen allerdings die Miete allein pro Jahr schon 20.000€ kostet. Wir sind auch die einzigen die einen Laserscanner haben, da kann man reale Modelle einscannen, im Computer weiterbearbeiten. Dann steuert der Computer eine Fräsmaschine, oder der Computer steuert einen Plotter, das ganze wird dann etwa aus Gips ausgeplottet, schichtweise aufgebaut. Oder mit einem Stereolithographen, oder wie auch immer, es gibt verschiedene rapid-prototyping Instrumente, die das in Holz oder Hartschäumen realisieren. Dann schaut man sich das an, und merkt vielleicht dass das doch nicht das ist was man will, dann kann man wieder händisch weiterarbeiten. Oder, weil viele doch händisch ungeschickt sind, zeichnen sie das einmal im Computer, rendern das. Es schaut allerdings fast immer toller aus im Computer, als es dann wirklich ist.

J.W.: Geht man da nicht leicht ins Irationale, in etwas das nicht herstellbar wäre?

F.H.: Bei den Designern, die auch zu mir kommen, neigt ein noch hoher Prozentsatz dazu, am realen Objekt zu arbeiten, sie fangen vielleicht doch im Computer an, wollen dann aber was in der Hand haben. In der Architektur kommen viele schon mit Vorkenntnissen, die sie vielleicht schon im Ausland erworben hatten, mit Vorkenntnissen am Computer auf jeden Fall, aber, das ist vielleicht ein wunder Punkt, in den Mittelschulen ist sowas wie Werkerziehung nicht mehr vorgeschrieben, in der Oberstufe nicht mehr vorhanden. Früher hatte man da ja doch geformt und hatte mit verschiedenen Materialien zu tun, und verschiedene Techniken erlernt.

J.W.: Man bekommt da doch auch eine Raumbewußtsein. Ist das jetzt fix weg in Österreich?

F.H.: Das hat man jetzt nur mehr in der Unterstufe, das ist seinerzeit gefallen aufgrund der neuen Medien, für die diese Stunden dann freigemacht wurden. Das ist aber nun schon viele Jahre so. An unserer Uni ist aber Architektur- und Designmodellbau noch ein ganz wichtiger Teil. Ein Diplom ohne Modell ist nicht denkbar. Wir suchen einen Konsens herzustellen, zwischen realen und virtuellen Modellen, schon alleine wegen der Materialavorstellung und der Farbe, damit die Studenten ein Materialbewußtsein bekommen. Es ist auch interessant welchen Widerstand ein Material einem entgegensetzt bei der Bearbeitung, wie ist die Zeichnung, der Oberflächenduktus.....

J.W.: Das kann man nicht wirklich genau simulieren im Computer?

F.H.: Es gibt spezielle Programme, die rechnen eine Woche an einem Objekt herum, denen gebe ich ein Licht rechts vorne, oder links hinten vor, damit es die Schatten berechnet. Es ist allerdings so, dass die Studenten vorweg oft nicht viel wissen über Funktionsweisen. Sie sind z.B. sicher schon  oft an einem Kran vorbeigegangen, haben aber nie darüber nachgedacht wie sowas funktioniert. Wir machen da gemeinsam mit der Tragwerkslehre und Statik ein Programm, Brücken- oder Tragarmbau für den Anfang, zuerst Skizzen, die dann modellhaft gebaut werden, gelagert und belastet, die dann zu Bruch kommen. Dabei lernt man sehr viel - wo habe ich schlecht gebaut, wie reagiert das Material, wieso kommt es zum Bruch, tritt da eine Zugspanung auf die ich vorher nicht vermutet habe? In den zwei Wochen lernt man sich erst einmal selber kennen. Da gibt es einen Sieger und wir machen eine kleine Party, es wird genau ausgerechnet, woran die Brücke versagt hat, es gibt Punkteverteilung. Es gibt allerdings auch Tränen, du glaubst garnicht wie emotional ehrgeizig da manche dabei sind. Konkurrenz scheint schon in der Wiege zu liegen.

J.W.: Ist nicht die Schule, die Hochschule noch eine Chance zur Zusammenarbeit vor dem großen Konkurrenzdruck?

F.H.: Das Teamwork haut nicht wirklich hin. Das bringt wohl die Zeit mit sich. Man wird ja schon als Kind mit soviel Dingen überhäuft, und wenn etwas kaputt ist wird es nicht mehr repariert sondern weggeschmissen. Wenn ich mich an meine Jugend erinnere, wir hatten nicht viel Geld, ich habe mir z.B. aus einem alten Wecker ein Rennauto gebaut, das im Winter besonders gut auf der Eispisten gegangen ist, dahingezischt ist. Die anderen die teure Modelle gekauft haben, die sind am Eis gerutscht.

J.W.: Du hast ja dann später auch so einen Miniaturfernseher gebaut, da hattest du aber schon eine Ausbildung.

F.H.: Na ja, wenn mich etwas fasziniert, dann möchte ich natürlich auch gern gewinnen. Nur, je größer die Herausforderung ist, umso interessanter erscheint es mir. Ich habe immer kleine Dinge, kleine Geräte geliebt. Und die Japaner waren da vorneweg, jedes Monat hat man was neues von den Japanern gesehen. Mich hat gereizt, besser zu sein, die Japaner zu schlagen, natürlich sinnlos, allein gegen eine Weltmacht. Da ich in meinem damaligem Labor sämtliche Meßgeräte hatte, hat es mich gereizt, einen winzigen tragbaren Fernseher (der war damals nicht am Markt) zu entwickeln, bis zur Produktionsreife, samt Schachtel, ein neues Produkt zu machen, dass die einmal aufhorchen. Ich konnte alles entwickeln, nur eine kleine Fernsehröhre konnte ich nicht entwickeln. Auf der Electronica in München, die es heute auch noch gibt, wo immer die ganzen großen Firmen hinkommen, bin ich zu Telefunken, und habe mit denen verhandelt. Die hatten natürlich auch keine solche Röhre gehabt, und hätten auch für mich keine solche entwickelt. Nur eines muss ich sagen, ich habe für Siemens auch Entwicklungen gemacht, bin ich zu Siemens oder Telefunken in Wien gegangen, und wollte was vorstellen, solche Besprechungen waren zum weinen, weil alle Wichtigen waren dann nicht da, man ist nicht ernst genommen worden. Hat man in Deutschland dann einen Termin gehabt, waren wirklich alle wichtigen Leute dort, und haben sich das angeschaut, ob ja oder nein. Zurück zu Telefunken, die hatten nichts anderes gehabt als eine kleine Rundröhre, das war von einem Panzer, die haben sie aufgeblasen auf ein Viereck. Die haben mir dann 30 oder 40 Röhren zur Verfügung gestellt, sie haben mich in der Idee gefördert. Ich habe das dann noch verbessern können und am Telefunkenstand auf der Messe vorgestellt. Die Japaner, die ja überall waren und alles fotografiert haben, so ist das passiert, dass die Nationalpanasonic, diese Firmenkonstellation gibt es heute nicht mehr, die haben mir dann den Prototyp abgekauft und die ganzen Schaltpläne dazu, um garnicht so wenig Geld, Telefunken hatte sich auch was gedacht, wenn der Fernseher wirklich rauskommt, hat ja Telefunken schon die Röhre. Ein halbes Jahr später kam ein Taschenfernseher heraus, der meinem sehr ähnlich sah, ganz edel, außen in Leder, aber die Röhre war keine Telefunkenröhre, die war viel heller, die haben blitzartig wie die Japaner nun mal sind eine eigene Röhre entwickelt, zu einem viel niedrigeren Preis und um Klassen besser.

J.W.: Aufgrund deiner Radiosammlung kann man wohl annehmen, dass dich die Entwicklung von solchen Geräten einfach interessiert hat, aber wohl auch das Design.

F.H.: Mich hat die Entwicklung interessiert, aber wiewohl die Amerikaner auf dem Gebiet viel geleistet haben, auch die Engländer und auch die Russen, ich habe auch die russische Szene verfolgt. Meinen Studenten bringe ich nicht nur neue Technologien, sondern auch alte und Uralttechnologien. Gewisse Kriterien sind einfach in Vergessenheit geraten.

J.W.: Wie z.B. dieser Dachboden, der nicht lasiert werden mußte?

F.H.: Das ist ja kein Geheimnis, das ist einfach ein wintergeschlägertes Holz, heute schlägert man ja das ganze Jahr weil man keine Zeit mehr hat. Und, es muss eine gewisse Stärke haben, das was du heute bekommst ist einfach zu dünn, und es muss vor allem luftgetrocknet sein, auf einem Holzstoß gelagert, im Freien. Früher hatten alle Tischlereien Holzstöße im Freien und hatten das Holz erst verwendet wenn es sieben acht Jahre gelegen ist. Die haben einfach jedes Jahr gekauft, das war ein Kreislauf der wunderbar funktioniert hat. Heute wird es frisch geschlägert, hat 30% Feuchtigkeit, wird kammergetrocknet, das ist so wie ein Microwellenherd. Wenn man dann solches Holz nicht lackiert, ist es schädlingsanfällig, fäulnisanfällig.

J.W.: Gibt es überhaupt ein konkretes Anforderungprofil zu diesen Themen? Du bist ja durch verschiedene Komponenten zu diesem Bildungsvolumen gekommen. So hatte ja dein Vater eine Kunsttischlerei. 

F.H.: Ja, Kunst und Geigenbau. Dazu ein Beispiel: Mein Vater sowie andere, die gut in dieser Branche waren, war auf der Jagd nach Holz. Zum Beispiel für eine Geige ist für den Klangboden Ahorn und Fichte wichtig, und Fichtenholz ist nicht gleich Fichtenholz. Für eine Geige die klingen muss, genügt nicht das wintergeschlägerte Holz, sondern da gibt es die sogenannte Haselfichte, eine Fichte die alleine wächst an einem Bacherl und daneben sind Haselsträucher, das muss ich alles sehen, dann ist diese Fichte interessant, das ist ein Kandidat für eine Geige, weil sie einen viel feineren Wuchs hat und einen ausgeglichenen Wasserhaushalt. Das sind diese Klanggeheimnisse, es gibt auch andere, aber unter dem Microskop kannst du das nicht so richtig sehen. 

 

Abschlussveranstaltung: KinderUniKunst an der "Angewandten", im Bild die "dritte Haut" von Kindern gebastelt.

http://angewandte.uni-ak.ac.at/archmodel/   =  reguläre Tätigkeit von Franz Hnizdo

Szenario der Fundstelle: Das archäologische Interesse von Franz Hnizdo manifestiert sich im Museum Steinzeitkeller 

 

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                                                                                                                                       MARIANNE MADERNA: "Dann lernen sie eben klettern!" 

Kunst im öffentliche Raum kann eine wahrlich langwierige und und energieintesive Angelegenheit sein. Marianne Maderna wollte ihr Projekt Budhinen, Christinen, Graffiti-Performance am Flakturm zuerst mit dem MAK und dessen CAT machen. Der Diskurs zog sich hin, Realisierungsvorschläge ohne Ende, schlußendlich wurde ihr bedeuted, dass kein Geld für das aufwendige Projekt da sei. Allein gelassen, erinnerte sie sich an einen Satz von Peter Noever, den man ja vielleicht vorerst als zynisch hätte begreifen können "Dann lernen sie eben klettern!" Das tat sie dann, auf dem anderen Flakturm 2005. Die entscheidende Hilfe fand sie bei ihrem Designer-Sohn, der ihr ein einfaches Seile-Konstrukt baute. In der Folge fungierte sie als Initiatorin von FAKTUM FLAKTURM 77 Positionen von KünstlerInnen.

M.M.: Das Flakturm-Projekt war "mein" Kunstprojekt und es war großartig, dass das mit dem Noever nicht geklappt hat, ich bin sehr froh darüber. Wäre ich im MAK gewesen, hätte man mich vielleicht mehr gekannt und geehrt, aber ich hätte dieses Projekt nicht gemacht, und das ist eine einsame Sache - das habe ich mir eigentlich gewunschen von meinem Leben. Ich hätte sonst nie diesen Turm beklettert und befüllt. Ich habe dann auch den Mark Anton neben der Secession beklettert und eingewickelt, das war das zweite Projekt in dieser Art. Das war gegen die Mißwirtschaft und die männliche Struktur, das ist ja ein furchtbares Monument, ein Monster von Ding, das niemand wollte bei der Weltausstellung, das steht immer noch neben der Secession, die ja für Freiheit und Erneuerung steht. Dann habe ich einen wunderbaren Song komponiert: Bla, bla, bla.....    

J.W.: Du bist jetzt ganz stark in andere Medien gegangen, nach vielen Jahren Skulptur/Objekt, in Sound und Film, machst du das auch alles selbst?

M.M.: Ja, manchmal frage ich, es erklärt mir jemand etwas, das ich nicht gekonnt habe.

J.W.: Das ist ja auch ganz normal, dass man was dazulernt, neue Techniken.

M.M.: Ich zeichne gerne, ich tanze gerne, ich singe gerne, warum soll man das nicht mischen und so Zwitterwesen daraus entstehen lassen? Jetzt habe ich diese Animation jetzt mal kurz gelernt. Ich habe immer auf Blättern gezeichnet, und jedes hat eine kleine Veränderung, aber das macht mir mehr Spaß als wenn ich immer am Computer sitze. Ich lege immer die Pausblätter übereinander, das ist eine unglaublich intensive Arbeit und ich fühle mich dann nicht leergepumpt und leergepauert, wenn ich die vielen Blätter gezeichnet habe.

J.W.: Der Animationsfilm den du so gezeichnet hast, macht dir total Spaß?

M.M.: Ja, macht mir Freude, auch diese Engel, wo jeder Gesichtsausdruck anders ist.

J.W.: Du sagtest vorhin einmal, du findest es wichtig, dass man neugierig ist.

M.M.: Wenn du nicht neugierig bist, dann lebst du nicht, dann geht das Energiepotential verschütt. Wenn du ständig in einem System integriert bist, mit Integration meine ich etwas sehr negatives, wenn du dich aber davon löst, wenn du einen Kinderblick bekommst, wenn du noch staunen kannst, wortlos, wenn du Worte hast glaubst du, du hast es.

J.W.: Dazu gehört dass man sich Bildern, Dingen, Situationen aussetzt....

M.M.: Das muss man, weil wenn sich Situationen folgerichtig wiederholen, dann weis man Bescheid, mit dem Kinderblick aber entdecht, entdeckt, entdeckt man, das kann man auch üben, wenn man will.

HISTORYSTERIA Buch von Marianne Maderna, SpringerWienNewYork ISBN 978-3-211-75582-2

        

 

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                                                                                                                                GESETZ UND VERBRECHEN: HERWIG STEINER im Gespräch über sein Werk

Ein mutiger Künstler trifft auf einen mutigen Anwalt, und installiert in dessen Kanzlei eine Öffentlichkeit besonderer Art: Geschichte und Kunst geben sich die Hand, auf der Basis professioneller Studien.

Das ist der Blick von der Sitzgruppe aus im Vorzimmer der Anwälte Manak & Partner.

Die Zusammenarbeit weitete sich aus: Es gibt ein Buch zu Gesetz und Verbrechen, welches neben Texten von Kunstgelehrten und Rechtsgelehrten, sowohl Gestzestexte, als auch die aktuelle Arbeit, und weitere Arbeiten des Künstlers Herwig Steiner bietet, der seine Vielseitigkeit bei der Themenwahl mehrern Studienrichtungen verdankt, und sich umgekehrt auch auf Studien und Gesetzestexte stützt.

H.ST.: Das ist ein Kunstwerk das sich mit dem radikalsten Machtdiskurs beschäftigt. Mich hat lange Zeit das interessiert, was ich jetzt Wissen nenne. Wir müssen uns ja immer wieder orientieren, und diese Orientierung ist eine Grobeinschätzung der aktuellen Situation. Ich würde auch noch sagen, dass wir mit unserer Vorstrukturiertheit, hier schon etwas vorselektieren, bevor wir etwas bewußt wahrnehmen. Es werden oft Dinge ausgblendet, die in einer Art Überschuß reiztechnisch auf uns eindringen. Das ist ein kompexer Prozess, wo schon vieles wegfällt, weil es vorselektiert ist.

J.W.: Wenn man sich, auch in einem künstlerischen Prozess auf etwas konzentriert, ist vielleicht anderes weggekippt?

H.St.: Ja, es ist weggekippt, aber es ist trotzdem da. Es ist nicht an der Oberfläche, aber es wirkt mit. Meine Arbeit hier hat eine sehr offene, fragmentarische Struktur, wo sich zufällige Dinge gut einfügen lassen, das funktioniert bildtechnisch. Man könnte jetzt nicht die Silhuette zweier Anwälte, die vor der Tür stehen bildtechnisch gut integrieren, man hat auch keine Kontrolle. Der Jan Tabor hat das hier Kristallnacht genannt. So konkret habe ich nicht gedacht, auch die Farben haben keinen Symbolcharakter. Für mich hat das jetzt nichts mit Blut und Judenstern zu tun, das haben auch schon viele Leute gesagt.

J.W.: Und bezüglich der Technik, wie bist du vorgegangen?

H.St.: Das hier ist Direktdruck auf Glas und ich habe 10 Monate Farbe abgestimmt. Ich habe denen einmal 24 CDs geschickt, und sie haben mir auf so kleinen Glastaefelchen Farbmuster gemacht. Dann habe ich immer wieder gesagt, das paßt nicht, das ist eine zeitlang so hin und her gegangen, das Problem war, wenn man auf Glas rot druckt ohne weiss zu hinterlegen eher so ein orange bekommt. Das Ganze im deckenden Bereich, das wollte ich auch nicht, so mußte man realtiv dicht werden, um überhaupt dieses Rot zu bekommen. Wir haben einen 400% Auftrag.

J.W.: Ist das auf Glas anders als auf einer transparenten Folie?

H.St.: Es ist anders. Eine Folie müßte man dann aufkaschieren. Es ist auch die billigere Variante wenn man direkt auf Glas druckt, es gibt noch eine andere....

J.W.: Muss dann nicht die eine Seite etwas aufgerauht sein zum drucken?

H.St.: Es sind schon nicht beide Seiten gleich, aber es sollte transparent sein, weil dann die Wirkung bei Licht, oder weniger Licht unterschiedlich ist, auf der einen Seite ist es natürlich auch seitenverkehrt.

Ja, hier in dem Gang mit den 5 Türen geht es nicht wie beim Eingang um die Judenfrage, sondern um die Vollstreckung von Todesurteilen. Es geht darum, dass mindestens 30 Unschuldige in den letzten 20 bis 25 Jahren hingerichtet worden sind. Ich habe hier 8 Fälle herausgenommen, sie sind aus verschiedenen Orten in den USA. Es schienen mir die deutlichsten Verstöße zu sein.

J.W.: Ist man dann erst nachher draufgekommen....

H.St.: Juristische Fakultäten haben diese Fälle nochmals aufgerollt, es ist aber zu keiner Rehabilitierung gekommen, das waren nur Studien. Es gibt ja in Amerika auch eine klare Mehrheit für die Todesstrafe. Ich bin ja neugierig, ob der Herr Obama auch für die Todesstrafe ist. Ich habe mich hier einiger Studien bedient, und dies hier in der Anwaltskanzlei als eine Rechtspraxis ausgestellt. Die Wand hier steht frei, die Glaswand mit den Textbildern, man kann also in allen Räumen hören was die anderen sagen.

J.W.: Also keine schalldichten Büros

H.St.: Das hat sich so ergeben, das nahmen die Anwälte in Kauf. Es gibt dann noch ein Zimmer wenn die Leute tatsächlich vertraulich bleiben wollen. Von hier sieht man auf den Stephansdom. Das hat für mich eine große Bedeutung, weil es ein Zentrum der Geschichte ist, wenn man vom Mittelalter ausgehen möchte, die christlich-katholische Tradition in Österreich.

 

 

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                                                                                                                                                   KLAUS PAMMINGER: Rauminvasionen

 

Mit ri-m#07_LP, Rauminvasionen in Auseinandersetzung mit dem Film "La Pianista" von Michael Haneke ist der "Bildende Künstler" (Maler, Objektemacher, Fotograf) Klaus Pamminger nun auf der Diagonale gelandet, und hat sich mit seiner neuen Serie von Kurzfilmen, die unmittelbar an seine Fotointarsien anschließen, profilieren können.

 

J.W.: Die Filme die du gewählt hast für die Rauminvasionen, sind alle Marksteine der Filmgeschichte, hast du sie aus eher persönlichen Gründen gewählt, oder einfach weil es gute Filme sind?

K.P.: Es sind persönliche Gründe. Es sind Filme die mich stark beeindruckt haben. Bei Pulp Fiction von Quentin Tarantino z.B. hat mich die Regie sehr beeindruckt, die Schauspieler, überhaupt wie der Film gemacht ist, obwohl mich sonst solche Abschlachtungsgeschichten nicht so interessieren, der nächste war dann The Birds von Alfred Hitchcock, den habe ich mit 8 Jahren gesehen und habe mich gefürchtet.

J.W.: Wie bist du denn an das Originalmaterial gekommen?

K.P.: Ich decodiere DVDs. Es wäre natürlich toll an das Originalmaterial heranzukommen, das wäre aber noch schwieriger und aufwändiger.

J.W.: Mußt du da nicht um Erlaubnis fragen?

K.P.: Das muss man sowieso. Es kommen ja nur kleine Frames aus den Filmen in meinen Rauminvasionen die bei mir zu Hause spielen vor, und da habe ich z.B. dem Haneke die beabsichtigte Version meines Filmes geschickt, und gefragt ob das so o.K. geht, dass diese Frames in meinem Film vorkommen. 

J.W.: Ist das eigentlich leicht nachzuvollziehen, aus welchem Film diese "Erinnerungsstücke" kommen, ich habe z.B. die Klavierspielerin nicht gesehen, daher hat sich mir das wie Nachbilder aus einem Traum dargestellt, die man beim erwachen noch zu sehen glaubt, während man gleichzeitig beginnt die reale Umgebung wahrzunehmen.

K.P.: Nicht immer.

J.W.: Die Filmfachleute haben das offenbar mitgekriegt, was man so in der Kritik liest.

K.P.: Es kommt wohl darauf an, wie lange das her ist, dass man den Film gesehen hat, wie sehr das noch in Erinnerung ist. Ich bin unlängst in eine Schule eingeladen worden, um diese Kurzfilme zu präsentieren, und dann entstand die Frage, ob jemand in der Klasse sich an einen Film erinnert sieht, da gab es nur einen Film den einer erkannt hatte. 

Es ist auch so, dass mich zuerst Filme interessiert haben, die schon lange her sind, die ich in meiner Kindheit gesehen habe.

J.W.: Also hast du diese Filme nicht mehr vergessen?

K.P.: Ja. Denn ich habe bestimmte Erfahrungen damit verknüpft. 

J.W.: Beim betrachten ist nicht immer leicht auseinanderzuhalten, was ist jetzt der Raum und was ist der Traum.

K.P.: Das Grundthema ist ja dass mein Lebensraum jetzt okupiert wird von Bildern und Sequenzen von Filmen.

J.W.: Die Phase deiner dreidimensionalen Werke ist jetzt abgeschossen, oder vorübergehend abgeschlossen?

K.P.: Ich bin jetzt schon sehr am filmischen interessiert. Ich arbeite seit 2 Jahren an diesen Filmen. Davor waren die Fotointarsien, die Fotos zerschnitten aneinandergefügt hatten.

J.W.: Eine zeitlang hatte man dich eher der Fotokunstszene zugeordnet.

K.P.: Ja, obwohl immer ein starker Raumbezug da war.

J.W.: Ganz am Anfang hast du Objekte gemacht?

K.P.: Ich komme eigentlich von der Malerei, war in einer Malereiklasse, damals habe ich noch von der Kunst gelebt. Dann bin ich immer mehr in den Raum gegangen, über den Bildrand hinaus, zu Objekten, sehr aufwändigen Installationen, mit den Objekten in die Fotografie.

 

http://www.facebook.com:80/album.php?aid=28304&id=648209335&l=59b88a2e09

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                                                                                                                                   ERWIN WAGENHOFER: Läßt Bilder sprechen + die Täter zu Wort kommen

Erwin Wagenhofer (konzentriert zurückgelehnt mit geschlossenen Augen) bei der Diskussionsveranstaltung vom Aktionsradius Wien, im Rahmen der Ausstellung: FOTOS ZUM FILM: LET´S MAKE MONEY

Das Thema hieß: Die Kunst des Herunterbrechens, und meinte, Dinge soweit auf einfache Weise klar stellen, dass es von Nichtfachleuten auch verstanden werden kann.

Den Film hatten die anwesenden Leute wohl bereits gesehen, als Zusammenfassung kann die Ausstellung gelten.

Strategie des Filmes: Gespräche mit Wirtschaftskapitänen und Gegenüberstellung zu den Auswirkungen der globalisierten Gewinnmaximierung.

Fragen stellte Dr. Friedrun Huemer und das Publikum. Die Antworten kamen aus einem Selbstverständnis des Autors, der seine Arbeit schon gemacht hat. Seine Aufgabe sieht er nicht darin, die Welt zu verändern, sondern etwas zu zeigen, was bei den Betrachtern Nachdenken auslöst. Als Diskurspartner ist er derzeit sehr gefragt.

Einige Zitate von Erwin Wagenhofer aus dem Mitschnitt des Gesprächs:

Das will ich noch sagen: Im Rektorenzimmer der Wirtschaftsuniverität, das ist die größte Wirtschaftsuniversität in Europa mit 21.000 Studenten, der Rektor schaut mich an, bleich, und deutete auf ein Bücherregal, hier stehen sämtliche Theorien der geschriebenen Wirtschaftswissenschaften, die können wir alle wegschmeißen.

Denn sie wissen nicht was sie tun. Heute in der Früh höre ich im Radio, dass die Grundsicherung jetzt doch nicht kommt. Warum nicht? Damit hätte man die Krise jetzt doch wunderbar abfedern können.

Ich bin prinzipiell der Meinung, alles was gut ist, gut gemacht ist, ist schwierig, nichts ist einfach. Bei diesem Herunterbrechen, Licht ins Dunkel der Wirtschaftsseiten zu bringen, hat es Leute gegeben, die haben mich für verrückt erklärt, da wird es keine Bilder geben, ecetera. Da ich viele Jahre kein Geld in diesem Land für einen Film bekommen habe, hat sich bei mir eine Technik entwickelt, mit einfachen Mitteln doch etwas machen zu können. Mein Vater, der leider schon verstorben ist, hatte einen wunderbaren Satz: "Aus dem machen wir auch noch was." Ich habe daraus gelernt, dass man mit kleinen Dingen auch was machen kann. Die Bilder hier z.B. habe ich mit einer ganz gewöhnlichen handelsüblichen Kamera aufgenommen, die etwa 300€ gekostet hat. Das Entscheidende bei Filmen ist doch die Idee die dahinter steckt.

Ich bin der Meinung, dass ein Film überhaupt nichts verändern kann. Das wichtigste sind nicht die Filme, sondern die Menschen die sich diese Filme anschauen (das ist nicht von mir, sondern von Godard)

Es gibt Fragen die man sich stellt. Manche Fragen sind 30 Jahre alt, die ich nicht verstanden habe und es hat sie mir auch niemand beantworten können. Dann habe ich eben versucht sie selbst zu beantworten. Das ist die Frage mit dem Wirtschaftswachstum, die ist mir immer ein Rätsel geblieben. Eine andere Frage ist die Menge von Geld, es hat noch nie so viel Geld gegeben wie in letzter Zeit, andererseits höre ich immer wieder ein Wort, und das heißt Sparpaket. Diese Sparpakete werden nun in ganz großer Form auf uns zukommen, es sei denn es ist das Ganze sowieso ein Fake und wir bekommen eine Währungsreform. Das hat es auch gegeben, zwei Mal im 20. Jahrhundert, das ist ja nicht neu, das sind Modelle die sich ständig wiederholen. Mein Großvater hatte so sein ganzes Vermögen verloren, am nächsten Tag war es noch einen Laib Brot wert.

Ich gehe davon aus, dass wir mündige Bürgerinnen und Bürger sind, ich sage nicht, da ist die Lösung, erstens habe ich sie nicht, und zweitens geht es darum, das Gute an der Krise wäre (meiner Meinung nach ist das aber leider bereits vorbei) das Gute wäre, wir bauen jetzt einmal die Gesellschaft um. Wie wollen wir denn leben? Wir hatten jetzt 60 Jahre Wirtschaftswachstum, die zweithäufigste Krankheit ist die Depression, also so glücklich sind wir mit dem ganzen Reichtum nicht geworden.

Das Wesentliche ist mir, dass die Täter oder auch nicht Täter, das will ich garnicht entscheiden, das Entscheidende ist wenn die Kritik auch vom System selber kommt. Das ist viel wichter als wenn ich oder wer immer jetzt hingeht und sagt, das ist alles schlecht gemacht.

Der Film ist ja vor der Krise entstanden, und diese Leute haben auch diese Haltung.

Was ich überhaupt nicht verstehe, warum die Leute sich das gefallen lassen. Da steht z.B. 400 und irgendeine Währung, 400 Milliarden. Das kann kein Mensch mehr von uns fassen. Wo kommt das her, wo geht das hin?

 

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                                                                                                                                   GRAF&ZYX: Symbiotische Gesamtkunstwerke vom Musikvideo bis zur Netzkunst

 

www.klanggalerie.com

Zum besseren  Verständnis: Inge Graf: Bildende Künstlerin + Walter Eberl = Zyx, Musiker

J.W.: Wiewohl ihr in eurem Kunstleben unendlich viele Register gezogen habt, focusieren wir jetzt einmal auf die Musikvideos und die Praktiken mit denen ihr begonnen habt.

Zyx: Für uns war es immer wichtig, nicht mit gefundenem Material zu arbeiten, es hat nämlich schon damals in den 80er Jahren vorwiegend amerikanische Künstler gegeben, die mit sogenanntem "footage" Material gearbeitet haben, die haben Sachen aus dem Fernsehen mitgeschnitten und dann verfremdet. Für uns war es immer wichtig, dass wir von Grund auf alles selbst produzieren, also auch das Basismaterial. Wir haben sehr oft unsere eigenen Körper eingesetzt und dann verfremdet, es sind oft nur Stücke davon übriggeblieben.

J.W.: In "Hey You", welches auch bei Youtube zu finden ist, kamen unter vielen "designten" Bildern, einige Fotos vor, die wie aus einer anderen Zeit aussahen.....

Zyx: Die waren aus dem Familienalbum von Inges Familie. 

Graf: Es ist die eigene Geschichte. Die Personen, die da vorbei gehen, sind natürlich nicht Familie, das ist aber eigenes Filmaterial, das haben wir gefilmt. Das war ein Lebensraum, wo wir uns damals aufgehalten haben. Es gibt in unserer Arbeit kein Fundmaterial, außer eben aus den Fotoalben der Familie.

J.W.: In welchem Jahr habt ihr angefangen?

Zyx: Die Musik ist 1981 entstanden, es ist eine erste LP entstanden, da haben wir auch die ersten Videos gemeinsam gemacht, das heißt, damals waren es eigentlich Filme, Super 8, weil die Computertechnik hat es damals dafür noch nicht gegeben, und die Videotechnik war damals so irre teuer, sodaß wir erst später darauf zurückgekommen sind. Begonnen haben wir mit Schmalfilm und haben die Verfremdungen auf entwicklungstechnischem Weg gemacht. Solarisierung z.B. und alles was man mit Fotos machen kann, kann man auch, nur viel umständlicher, mit Film machen.

J.W.: Und Film und Foto habt ihr auch gemischt.

Zyx: Film und Foto haben wir gemischt, und dann später Video miteinbezogen. Wir haben Originalmaterial auf Video hergestellt, teilweise abgefilmt, dann chemisch verfremdet und wieder auf Video überspielt, dann geschnitten. Wir haben nicht einmal gescheit schneiden können damals, nur an der Hochschule.

J.W.: Ihr habt aber nicht aufgehört....

Graf: Viele Dinge sind jetzt neu bearbeitet. Da kommt zum Beispiel das Video von 1981 vor. 2005 haben wir ausgetauscht, was damals mechnisch gemacht worden ist. Auch verschiedene Zeichen habe ich jetzt elektronisch nocheinmal gemacht.

J.W.: Also war das eine Rettungsaktion von eigener Kunstgeschichte?

Graf: Das war eine Rettungsaktion. Es gibt auch neue Elemente drinnen, aber es basiert auf den alten Formenelementen.

Zyx: Es hat ja auch keine Videoprojektionen in dem Ausmaß gegeben. In Österreich gab es einen dieser großen Projektoren bei der Ars Electronica, das wars dann auch schon. Wir haben eben Filme projeziert, z.B. bei der Grita Insam, mit mehreren Filmprojektoren. So haben wir Schichten erzeugt, das war damals die einzige Möglichkeit sowas zu machen. Die Musik ist parallel dazu gespielt worden. Wir haben auch in der Secession ein Tonbandkonzert gemacht.

Graf: und in Jugoslawien und in Spanien....

J.W.: Als Kuratoren wart ihr doch auch tätig, mit dem "Herz von Europa", oder wie das geheißen hat.....das war auch eine Zusammenfassung der Szene.

Zyx: Das war aber international. Da ist jährlich eine internationale Edition gemacht worden, mit 5 bis 6 Kassetten, das war "Infermental". Sie haben jedes Jahr jemanden beauftragt, diese Edition zu machen. Es war schon damals so, dass man relativ leicht Geld bekommen hat, wenn man etwas mit anderen Künstlern gemacht hat. Ein eigenes Projekt ist schwer zu finanzieren gewesen. Infermental ist dann auch international vertieben worden.

J.W.: Wo gibt es das noch heute?

Zyx: Das hat jetzt der Peter Weibl im ZKM.

J.W.: Kann das sein, dass es, obwohl von Wien aus gestartet, hier garnicht mehr zu finden ist?

Zyx: Na, wir haben eine Webseite gemacht, da kann man die Videos runterladen, nicht in voller Auflösung, aber doch, 5 Stunden Video. Das hat nicht das ZKM gemacht. Da haben uns alle gefragt, wie habt ihr das gemacht? Na, gemacht haben wir es halt einfach. Aber die Edition die wir damals betreut haben war eigentlich einfach zu finanzieren, wir haben auch den Künstlern Honorare gegeben. Es ist ja schon erstaunlich, dass da niemand darauf achtet, dass die Künstler ein Honorar kriegen, sie sind ja auch für das Konzept notwendig und beteiligt.

J.W: Das ist es, wonach ich immer wieder frage, und in letzter Zeit bekomme ich immer die erstaunte Antwort, nein wieso? Wobei sich die Situation noch insoferne verschärft hat, weil es öfter auch kein Installationsgeld mehr gibt.

Zyx: Es würde ja kein Kurator ohne Honorar arbeiten, es würde keine Spedition ohne Bezahlung arbeiten, auch Ausstellungstechnik wird allenfalls etwas günstiger, aber nie gratis hergeborgt, aber die Künstler sollen dann zufrieden sein mit der großen Ehre. Und dann kommen sie mit dem "Werbeeffekt"!

J.W: Ein ganzes Leben lang Werbeeffekt.......

Zyx: Dann kommt der nächste Kurator und sagt, du darfst bei mir mitmachen, es ist eine irrsinnige Werbung, dann hast du mit 80 immer noch nichts verdient.

Graf: Es ist nur ein Problem weil man nicht weis, wie man aus der honorarlosen Konkurrenz aussteigen kann. Ah, jetzt fällt mir noch ein, wir hatten ja auch Disco in der Kunst gemacht....also nicht normale Disco, man hat das damals Avantgarde genannt, Musik, die zwar professionell, aber anders professionell war, Musik im Kunstkontext, und auch die Videos waren einerseits angelehnt an die kommerziellen Videos, in ihrer professionellen  Ausstattung, andererseits mit anderen Inhalten und anderer Ästhetik. Wir haben diese Dinge im Kunstkontext gezeigt, im steirischen herbst, oder bei der Ausstellung: Der Traum vom Raum.

J.W.: Das war eine schöne Ausstellung! Da habt ihr dann begonnen, ganze Räume zu gestalten, der Designfaktor ist noch hinzugekommen.

Graf: Wir hatten Super8 genommen, um es groß projezieren zu können, und parallel im Raum, denn Video hat sich niemand geleistet. Und es war immer synchronisiert mit der Musik, wir haben zwei Tonbandmaschinen gehabt, die haben sozusagen auf Stichwort die Projektoren gestartet. Und, es waren nie lineare, normale Stories. Es waren auch keine narrativen Videos, es gab teilweise auch nur ein formaler string

Zyx: Wir haben z.B. bei Wien-Tokyo-Wien, in der Secession bei Töne-Gegentöne so ein Programm gemacht, das haben wir "Fiction-Krimi" genannt, es war aber ein formales Gerüst, denn die Geschichte ist dann nur als Zitat vorgekommen. Es ist auch eine Tänzerin vorgekommen, es hat alles mit der Geschichte zu tun gehabt, und auch wieder nicht.

Graf: Kurze Zeit später sind ja auch, der Karl Kowanz und Pas Paravant, mit ähnlichen Dingen aufgetreten, die haben auch Projektionen zur Musik gemacht.

Zyx: Die sind allerdings auch als Musiker aufgetreten, was wir nicht gemacht haben. Unsere Programme waren immer vorproduziert.

Graf: Wir haben sowas wie Medienperformance gemacht.

J.W.: Noch zu deiner textlichen Seite, du hast ja auch selbst gesungen, ohne dass das jetzt immer ein verständlicher Text gewesen wäre.

Zyx: Uns hat der Körper ja auch nur als Zeichen, als Form interessiert, das gleiche ist dann auch mit den Texten passiert. Wir haben zwar englische Texte geschrieben, die glaube ich auch nicht so schlecht waren, aber das Wesentliche war für mich dann der Klang der Texte. Der Inhalt wurde mir immer unwichtiger, ich habe Stimmungen transportiert. Man hat dann keinen Inhalt mehr mißverstehen können, denn es hat garkeinen Inhalt mehr gegeben, es hat französisch sein müssen, französisch klingen müsen, oder englisch sein müssen, englisch klingen müssen.

DAS LETZTE WORT SPRICHT DAS WEB:

Websites - Virtuelle Publikationen
http://zone.grafzyx.at - ZONE : GRAF+ZYX : Basics
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Netzkunst - Net Art
http://amok.ix-o.com/poorcat - POOR CAT : Webclip : GRAF+ZYX
http://i-f.it - I-F.IT : Webclip : GRAF+ZYX http://amok.ix-o.com - AMOK
: 5 Tableaus mit Video, Musik und Text : GRAF+ZYX
http://database.matrixkunst.com - Part 1 : NONE ARE STRANGERS : Tableau
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Kunst im Netz
Projektdokumentationen - Elektronische Kataloge
http://medienkunst.grafzyx.at - Elephants Memory : GRAF+ZYX :
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Early Recordings : LP : GRAF+ZYX : ed. Vinyl on demand

http://1.x-tended.net - 1.x-tended :
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Musikvideofestival/Veranstaltungsdokumentation
http://nomadenderzeit.transmitter-x.org - Nomaden der Zeit :
Medienkunst/Internetprojekt http://infermental9.grafzyx.at - Infermental
9 : internationale Videoedition/Dokumentation
http://junge-szene-wien-87.grafzyx.at - Junge Szene Wien '86.
Multimediale Kunst : Medienkunst/Ausstellungsdokumentation

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KARIN BINDER: Zeitgerecht: Das Porträt der Frau in "ZeitRaumZeit" Künstlerhaus

J.W.:Hinter den berühmten Frauen der Gegenwart sieht man da und dort noch honorige Männer durchscheinen. Wer war dem Künstlerhaus in den Anfängen so wichtig, dass sie im Sitzungszimmer für immer Platz nehmen durften?

K.B.: Es waren in erster Linie die Gönner und Sponsoren, die einstmaligen Geldgeber, es waren nicht die Präsidenten. Jetzt sind, sagen wir es einmal so, mir wichtige Frauen in die Rahmen gekommen. Mit diesem Gedanken trage ich mich ja schon lange, denn als Frau von irgendwelchen Männern beäugt zu werden, die ich nichteinmal kenne, die mir nichts zu sagen haben, die starr da oben herumblicken.....

J.W.: Das ist Geschichte.

K.B.: Aber Geschichte kann man ja einmal abhängen. Sie sind nun aber nicht abgehängt, ich wollte sie ja nicht verdrängen aus dem Künstlerhaus, es hat mich aber gestört, dass da keine Frauen dabei sind. Ich habe da mal in den Archiven nachgeschaut, und festgestellt, dass Frauen hier nur als Musen und Aktmodelle vorkommen. Es ist erst nach dem 2. Weltkrieg Frauen gestattet worden, auch aktiv etwas tun zu dürfen, dass sie ausstellen dürfen. Ich möchte mit Männern gemeinsam im Künstlerhaus sein dürfen, daher habe ich Frauen, die mir lieb und wichtig sind, für den Zeitraum dieser Ausstellung über die Ahnen gehängt.

J.W.: Dies Präsenz von Frauen in dieser Ausstellung ist auch aktuell noch ein Verweis, z.B. weil es in diesm Haus noch nie eine Präsidentin gab.Ja, und interessant ist auch der Wandel im Umgang mit den künstlerischen Praxen und Medien. Du bist ja im Künstlerhaus noch als Textilkünstlerin aufgetaucht, hast aber bereits vor 10 Jahren bei der Ausstellung "Raum!" ebenfalls im Künstlerhaus eine ganz sensationelle interaktive Medienarbeit gemacht.

K.B.: Das war die Ausstellung die du kuratiert hast. Es ist ein weiter Schritt von der Textilkunst zur Medienkunst, aber wenn man sich mit einem Medium lange auseinandersetzt - ich konnte Sesal einfach nicht mehr sehen, irgendwann ist mir das Material nicht mehr wichtig gewesen. Gewisse Materialen sind in meinem künstlerischem Zusammenhang einmal ausgereizt gewesen, und dann habe ich begonnen Fotografie in meiner künstlerischen Arbeit einzusetzen. Fotografie wollte ich aber auch weiter transportieren, begann dann mit ersten Computerversuchen, habe dann diesen jungen Mann kennegelernt und versucht mit ihm gemeinsam ein Projekt zu erarbeiten.

J.W.: War das der Beginn deiner Medienkunst-Ära, das ist jetzt 10 Jahre her, hatte das Folgen?

K.B.: Das war der Beginn und es hatte Folgen. Mit einer ähnlichen Installationsgeschichte sind wir dann nach Hongkong gefahren, es sind auch Videos dabei entstanden, in der Folge sind noch mehrere Male diese und andere Videos gezeigt worden.

J.W.: ZeitRaumZeit war ja überhaupt eine sehr schöne Ausstellung. Wie hat das dort stattgefunden, war das eine Ausschreibung, oder wie bist du dort gelandet?

K.B.: Es war eine Ausschreibung für Künstlerhaus-Mitglieder und auch international, und wir wurden von einer externen Jury ausgewählt. Ich finde das Modell recht gut, weil es zu einer objektiveren Beurteilung führt. Dann kann ich das Gefühl haben, nicht weil ich Künstlerhaus-Mitglied bin, sondern weil meine Arbeit gut ist, bin ich dabei.

J.W.: Nach welchen Kriterien hast du die Frauen ausgesucht, und wie bist du an die Porträts herangekommen?

K.B.: Ich habe teilweise aus Büchern teilweise aus dem Internet heraus, fotografiert und bearbeitet. Ich habe alle Porträts bearbeitet, keines 1:1 übernommen, alle am Computer bearbeitet,  und dann auf leicht transparentem Stoff gedruckt.

J.W.: Jetzt sind wir doch wieder beim Textil, nein, ein Witz, es hat sehr schön ausgeschaut, diese fast Überdeckung. Wenn es nur Fotopapier gewesen wäre, wäre es nicht so schön gewesen, in den historischen Rahmen schien dies das richtige Material zu sein.

K.B.: Das Fotopapier würde ja den Effekt nicht zulassen. Ich habe nach einem transparenten Material gesucht, das den Untergrund durchscheinen läßt.

J.W.: Du konntest es ja auch nicht aufkleben, die Bilder durften ja nicht beschädigt werden.

K.B.: Man würde sich zwar wundern wie die Bilder da hineinmontiert waren, wirklich brutal, einfach ein paar Nägelchen reingeschlagen und umgebogen und dann den Rahmen drüber, das wars.

J.W.: Fotografie ist jetzttragend in deiner Arbeit oder Teil der Geschichte.

K.B.: Fotografie ist Teil meiner Arbeit, die erzählen zuläßt, es sind Bilder aus dem täglichen Leben die mir auffallen und die ich festhalte und dann in verschiedenen Materialien umsetzte.

J.W.: Das ist stark inhaltlich geprägt. Jetzt hast du einen großen Schritt weg vom Textilen genommen, dort ist Inhaltliches doch schwieriger, oder irre ich mich?

K.B.: Da irrst du dich, weil es jetzt im 21. Jahrhundert durch die technologischen Möglichkeiten tolle Textilkünstler gibt, sei es in der Tapisserieweberei oder in der Computerweberei, da kann man phantastische Sachen machen.

J.W.: Computerweberei, wie ist das gemeint? Früher hat man da auf Milllimeterpapier die Vorlagen zeichen müssen.

K.B.: Die Vorlagen werden 1:1 auf den Webstuhl gesteuert. Das Image vom Computer wird in ein Programm, welches Kette und Schuss steuert übertragen und alle Kontrollen finden ebenfalls am Computer statt.

 

*

                                                                                                                                

                   ROMAN SCHEIDL: Von der Malerfalle zu Multimedia !                      

Wenn der Fisch vor dem Atelier hängt, heißt das, Besuch ist willkommen. Das ist sehr wienerisch, denn wenn ein Buschen vor einem Heurigen hängt, dann heißt das "ausgesteckt", und meint, derzeit ist das Lokal offen. 

Roman Scheidl ist in erster Linie Maler, auch als Zeichner malt er - Pinselschriften überall - auf den Fensterscheiben seines Ateliers, den Wänden, der Stehlampe.............und auch im medialen Bereich, bei Theater + TV-Produktionen.

Es ist nicht so sicher, ob er aus der Malerfalle überhaupt hinauswill, sein einschlägiges Materiallager beweist eher das Gegenteil......malen in alle Ewigkeit: Zitat aus dem Folder: Der Maler sitzt im tropischen Pflanzendickicht, das paradiesische Schönheit und Wildnis verspricht und auf den zweiten Blick sich als Rachen eines Ungeheuers offenbart 

Hier läßt es sich gut plaudern, die Frage ist nur, ob man ein Gespräch oder einen Roman vorhat.

Das neueste Buch von Roman Scheidl, Die Malerfalle, erschienen im Verlag Bibliothek der Provinz, zeigt sein Leben als Maler von 1977 - 2007, seine Bilderreise durch die Zeit, seine Reise zur Selbstbefreiung.

Prägend waren nicht nur Reisen, sondern auch die Zusammenarbeit mit Tänzern, Musikern, die Gründung von TAMAMU, zuerst in Zusammenarbeit mit der bereits verstorbenen langjährigen Partnerin Bettina Nisoli, jetzt mit Katharina Puschnig.  www.tamamu.com   www.romanscheidl.at

http://magazine.orf.at/alpha/videoangebot/fr_video.html

TAMAMU Aufzeichnungen aus dem Tamamu-Café

Roman zur Produktionsform: Es fängt an indem wir zusammen sitzen, die Texte schon fertig haben, es sind oft Collagen aus Sachen die wir gelesene haben, manchmal eigene Texte, aber immer ganz unkompliziert zusammen gemischt. Diesmal haben wir ein altes Buch gefunden über Sprichwörter und Wörter, woher die kommen.

J.W.: Aus dem Japanischen?

R.Sch.: Nein, nur deutsch. Dann suchen wir Skizzen, Bäume könnten wir machen am Anfang, dann Körper? Das ist die erste Sitzung. Dann treffen wir uns schon hier (Atelier+Overhead)

J.W.: Suchst dann was du als Laufzeichnung machen könntest? Hat sich das jetzt so eingespielt, dass Katharina die farbigen Sachen macht, welche der Geschichte unterlegt sind?

R.Sch.: Sie macht die farbigen Sachen, mehr diese comicsartigen Zeichnungen und ich übernehme die Life- Pinselzeichnungen in schwarz. Dann macht sie sich Entwürfe, die von der Größe her ein Bild sind. Dann fangen wir an in Timing zu messen, denn das fährt ja, es ist ein Motor dran und der fährt.

J.W.: Das ist dieses kleine Gerät hier?

R.Sch.: Sie zeichnet schon alles vor, was wir ausgemacht haben, dann setzten wir uns zusammen und es ergibt sich eine erste Spur. Da muss man aber oft korrigieren, entweder es geht sich zeitlich nicht aus, das Motiv muss rausfliegen weil der Motor zu schnell läuft.

J.W.: Die Texte habt ihr dann aber schon ausgesucht? Ist das Zusammenspiel nicht schwierig?

R.Sch.: Die Texte sind schon auf CD gebrannt. Dann kommt das Timing. Meine Spur habe ich danebengelegt, aber, ihre Bilder kommen ja reingefahren und ich muss zur richten Zeit an der richtigen Stelle sein, aber da haben wir jetzt schon Erfahrung.

J.W.: Wo malst du denn dann?

R.Sch.: Ich sitze hier auf diesem Hocker und male auf diesem kleinen Plättchen, das hat einen Motor der anzieht wenn ich will, unbequem ist nur, dass man da so schief sitzen muss, das habe ich aber alles gelernt.

J.W.: Das andere Bild zieht drunter vorbei. Sind die bunten Sachen auch auf einer Transparentfolie?

R.Sch.: Ja auf der selben Folie, sonst geht es nicht.

J.W.: Das sind also nicht zwei Folien, wenn du pazt, ist es kaputt.

R.Sch.: Ich muss das schaffen in einem durch zu zeichnen. Ich muss das üben, trainieren, morgen kommt die Katharina, da muss ich heute, morgen üben. Ich stell mir den Ton ein mit dem Text und übe! Verschiedene Passagen übe ich teilweise mit der Stoppuhr. 15 Sekunden, dann muss ich das haben.

J.W.: Das ist ganz schön viel Disziplin!

R.Sch.: Zum Glück kann man reden dabei, gib mir das oder.....dass der Ton erst später zugeschaltet wird ist ein großer Vorteil

J.W.: Es ist z.B. anders, als wenn man einen Trickfilm herstellt.

R.Sch.: Es ist kein Trickfilm, das spannende daran ist, dass es keinen Schnitt gibt. Es gibt zwar mal eine Überblendung, aber es gibt keinen Schnitt. Wenn es nicht gelingt, muss ich nochmals von vorne anfangen. Früher haben wir oft 6 - 7 Mal widerholen müssen, das war schrecklich. In letzter Zeit haben wir schon so gut vorbereitet, dass es beim ersten Mal geht.

 

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JOSEF TRATTNER: I N T E R A K T I V

 

 

Josef Trattner interaktiv ist als Quintessenz des Gespräches geblieben, interakiv in real life, interaktiv mit Objekten und Menschen, die Neuen Medien spielen dabei keine Rolle.

Schaumstoff ist seit Jahren das Material als "Bildhauer", wie wohl da durchaus an frühere Werke zu erinnern wäre: Doch, kramt man in Erinnerungen, siehe nächstes Foto, ist es wieder Kunst im öffentlichen Raum.......und "interaktiv" paßt auch...............nur war das damals kein Modewort im Kunstkotext, es blieb der Medienkunstszene vorbehalten, diesen Begriff zu etablieren.

Die Objekte im Schulhof in der Bergheidengasse sind ebenso lustvoll von den Schülern angenommen worden (Kunst am Bau-Projekt) wie später die temporären Aktionen mit Schaumstoff oder jetzt die Weinbilder mit Weinverkostung. Doch, auch wenn die Kunst und auch das Gespräch interaktiv wirken, auf dem Band ist es ein Monolog, bei dem man durch rasche Einwürfe das Thema wechseln kann, um zu dem Thema zu kommen, das man eigentlich im Sinne hatte.

J.W.: Wie ist jetzt deine Arbeit mit Wein entstanden?

J.T.: Die Anfänge waren so, ich habe gegen Wein getauscht. Dann dachte ich mir, das kann es ja nicht sein, schau mir die Flaschen so an und mache ein paar Bilder mit Wein. Dann lege ich das weg so für sieben Jahre und hab dann vor fünf Jahren das Thema wieder aufgegriffen, weil es mir darum gegangen ist, wie mache ich ein Bild damit, beziehungsweise wie definiere ich Farbe. Das heißt ich muss eine gewisse Größe nehmen und ich muss ein gewisses Format nehmen. Die Idee ist dann in mir gewachsen, ein Bild vom Wein zu machen, die Farbe zu definieren, und im Gegenzug dazu auch den gleichen Wein zu trinken, eine Wechselbeziehung herzustellen zum Bild.

J.W.: Die Farbe ändert sich dann am Papier, oder?

J.T.: Die Farbe verändert sich sehr wohl, aber sie verändert sich im ersten Monat, bleibt aber dann sehr stabil. Man kann natürlich nicht jeden Karton nehmen. Dann tritt diese Wechselbeziehung ein, dass ich den Wein über die Farbe definiere. Ich habe zuerst 30 Bilder gemacht, dann sind es hundert geworden. Die Leute stehen dann vor hundert Bildern vor den Farben, und wählen dann ohne ein Logo zu wissen einen Wein. Das ist natürlich auch der kritische Ansatz, denn verschieden Autoren beweisen ja immer dass man gewisse Marken braucht, ein Logo, und danach wird dann erwählt. Hier gibt es aber nur die Farbe! Du hast keine Ahnung was du trinkst. Die Menschen gehen mit einer ganz anderen Emotion nach Hause, wenn sie jetzt herausgefunden haben, dass etwas bräunliche Weine vielleicht etwas älter sind, die Piemontese sind etwas bläulich, die Barolos eher bräunlich......sie machen sich selber ein Regulativ nach dem sie trinken wollen, wenn sie sowas wieder sehen.

Ich neige dazu, bei einer nächsten Veranstaltung auch die ganze Weinverkostung als Aktion zu sehen, also dass alle Gläser dann stehen bleiben auf einer Tafel, alle Gläser halb voll oder leer stehen bleiben, für einen Zeitraum von zwei Wochen.

*

                            

 

MARGOT PILZ: Fotokünstlerin: Pionierin beim Einsatz des Computer, hat vor Jahren der Technologie den Rücken gekehrt, alle Geräte verkauft, und arbeitet nun mit Ton - nein, nicht Sound - (Keramik) vorwärts zurück in die Handarbeit!!!

Link zu: DELPHI DIGITAL(Skulpturales Orakel):

http://www.aec.at/de/archives/festival_archive/festival_catalogs/festival_artikel.asp?iProjectID=8913

Fotopionierin in der Fotogalerie Wien http://www.fotogalerie-wien.at/bilder_116_frame.cfm?id=1212049792   

J.W.: Wann und wie bist zur Arbeit mit dem Computer gekommen?

M.P.: Es muss so 1985/86 gewesen sein, da haben wir bei dem Wettbewerb für das Austria Center gewonnen. Es haben sich die Brigitte Kordina, die Inge Dick und ich sich zusammen getan, weil wir 3 ausgesucht waren um gegeneinander anzutreten.

J.W.: Aus dem jeweiligen 3er Vorschlag sollten damals die Künstler gewählt werden, die dann den Auftrag bekommen - ein zweistufiger Wettbewerb.

M.P.: Das war eigentlich der Einfluss von der Intakt - Frauen die gemeinsam arbeiten wollten. Ich habe dich noch gefragt, das weis ich, wer ist die Brigitte Kordina? Ist das eine gute Künstlerin? Ja, sehr gut, sagtest du, und hast mir auch ihre Adresse gegeben, die Inge Dick kannte ich ja. 45 Leute für 15  Plätze waren ausgesucht. Ich habe die Initiative ergriffen, Brigitte Kordina gefragt, sie hatte gerade meine Ausstellung in der Fotogalerie Wien "Die weisse Zelle" gesehen und war dafür. Dann fragte ich noch die Kuratoren Heidi Grundmann und Dieter Ronte, ob man eine Zusammenarbeit einreichen könne, die Grundmann war begeistert und Ronte sagte: Ja, warum nicht.

Dann fing eine grauenhafte Arbeit an, wir wollten Personen von allen Ländern, Afrikaner, Asiaten ecetera einbringen, das Austria Center ist ja international, wir haben gearbeitet wie die Verrückten, dann haben wir etwas zusammengestellt, aber es paßte uns nicht...... es kam soweit dass die Inge Dick die Brigitte anrief und sagte: Ich steige aus. Die Brigitte sagte aber, das ist ja ein Wahnsinn, wir haben ja schon 1 1/2 Jahre daran gearbeitet! Also, letztlich konnten wir Inge dazu überreden weiter zu machen - das taten wir aber dann ganz anders als vorher. Wir haben jede einen Entwurf gemacht in einem Gebiet in dem wir sehr gut sind. Von mir kam Mensch, die Brigitte war die Zeichensetzerin und von Inge mit ihren Monochrom-Arbeiten kam Landschaft (Erde und Meer hatten fast eine Farbe)

Den Menschen habe ich zufällig gefunden, ich habe irgendwo ein Mädchen gesehen, das eigentlich wie ein Junge aussah, irgendwie großartig - ich habe mich fast nicht getraut zu fragen, ob sie mir als Fotomodell zur Verfügung stehen würde, tat es dann aber doch. Ich musste sie sozusagen freigestellt laufend fotografieren, ich unten sie am Hügel laufend, das war es dann, was ich mir vorgestellt hatte. Die Inge hat dann noch spiegelverkehrte Schrift eingebracht, den Ablauf der Uhr und wunderschöne Sätze von dem Häuptling von Seatle hatten wir eingefügt. Wir haben so eine Kraft gehabt, sie haben unsere Arbeit genommen und uns noch viel mehr Platz eingeräumt als ursprünglich vorgesehen war. 

J.W:: Aber wie seid ihr dann auf den Computer gekommen?

M.P.: Es musste jetzt das Negativ von der Inge, meine Negative von der laufenden Frau und die Zeichnung von der Brigitte übereinander gebracht werden. Das Bild war so groß, dass wir es in Österreich nicht haben machen können, wir sind in die Schweiz gefahren und haben dort diese Fotos gemacht....und dann war es zu rosastichig, dann war es zu grünstichig......wir waren eine Woche dort. Da habe ich gesehen, ein Computer muss her!  

Zurück in Wien habe ich eine Videostill, eine Kröte gehabt, die habe ich in das Geschäft mitgebracht und gesagt, zeigen sie mir was ich da machen kann. Dann war die Kröte am Bildschirm, es war eine überfahrene Kröte, ich habe gesehen was ich da machen kann und habe den Computer gekauft. Das war der Anfang meiner Arbeit mir Computer. Amiga, weißt, eh.....

J.W.: Wir waren da alle noch weit weg, damals......

M.P.: Ich habe Feindschaften gehabt! Das ist keine Kunst! Mit Computer kann man keine Kunst machen!

J.W.: Jetzt möchte ich doch auf Deine Arbeiten mit dem Plotter kommen.......Im Fotokunstkontext war das damals wohl sehr fremd. In einem allgemeinen Kunstkontext, wo es ja abstrakte Kunst ecetera.... gab war es wohl interessant, also jenseits von Technologiefeldern. Du warst halt als Fotokünstlerin bereits recht bekannt!

M.P.: Das Negativ besteht aus Silberjodide, das ballt sich an manchen Plätzen zusammen........es ist ein Negativ auf Diapositiv.......und das riesig vergrößert, ganz einfach auf Plotter....... Dann habe ich das gleiche Bild im Computer (gepixelt) als abstrakt/eckig dem anderen gegenüber gestellt. Das war eine Ausstellung: Die Zerstörung der Fotografie, der "COLD SPACE" war damals für mich schon der Computer

Für mich ist es das, die Menschen sind einsam vor ihren Computern, arbeiten da hinein, es ist keine Kommunikation mehr. Der kalte Raum.

J.W.: Nach einer langen Phase, in der Du aber durchaus wieder erfolgreich tätig warst, hast du aufgehört. Wann war das?

M.P.:1998 habe ich gesagt, ich höre total auf. Und zwar hängt das mit dem U-Turn Nr. 3 zusammen, das interaktive Objekt das in Ottakring bei der U-Bahn steht. Der Kampf war so groß, dass ich wirklich ausgebrannt war. Aus, ich will nicht mehr! Dann habe ich auch wirklich jahrelang nichts mehr gemacht. Ich habe zwar weiter gedacht, aber nicht gehandelt.

J.W: Du hattest noch diesen Katalog zum U -Turn gemacht, da standen noch die Computer und du sagtest, das verkauf ich jetzt alles.

M.P.: Ich habe auch die Kameras verkauft, die Lampen, die ganze Dunkelkammer.....

J.W.: Das war aber noch eine analoge Ausrüstung, aber wohl recht teuer ....

M.P.: Ja, eine sehr gute Ausrüstung. Eine Nikon, die ich sehr liebe, habe ich noch, aber die ganze Computeranlage, die damals sehr gut gelaufen ist habe ich an eine Schule gegeben, die damals sehr oft bei mir waren. Die Jugendlichen konnten mit der Videokamera arbeiten, sich oder irgendwas reinnehmen, dann zusammentun am Computer, das habe ich ihnen beigebracht und das haben wir sofort ausgedruckt, damit sie es mitnehmen können.

J.W.: Damit haben sich ja Leute auch noch weit später auch schwer getan.

M.P.: Du machst das mit dem Scanner?

J.W.: Nein, ich arbeite schon lange mit digitaler Kamera und steck die Speicherkarte gleich rein. Es ist natürlich jetzt auch viel einfacher geworden  ein Video reinzuladen.

M.P.:Mit dem Amiga war das schon oft eine Plage, manchmal ist alles abgestürzt, am liebsten hätte ich das Ding genommen und beim Fenster rausgehaut.

J.W.: Diese emotionalen Anfälle bleiben uns allen erhalten, es gibt immer wieder neue Inkompatibilitäten.....

M.P.: Diese Kälte mag ich nicht mehr. Es gab damals noch nicht so viele Käufer, daher war das Service besser.......aber immer wieder habe ich stundenlang gekämpft, und der hat dann zugegeben, dass da ein Fehler drin war......und ich habe einen neuen Computer bekommen. Aber, bis die erst einmal den Fehler gefunden haben................auch stundenlang dagesessen..........das war schon aufreibend! Dann habe ich ja noch programmieren müssen, das waren ja nicht solche Programme, wo du nur druckst, schon ist es da. Der ist neben mir gesessen, ich hab mir das alles aufgeschrieben, Bücher gekauft, irre aufwändig, aber toll irgendwo. Es waren 31 Handlungen, bevor ich überhaupt anfangen zu arbeiten konnte. Als Nichttechnikerin war ich dann doch stolz, dass ich das zusammengebracht habe. Aber, jetzt brauche ich das nicht mehr.

 

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            *Jänner 2008*                  

                                                                                                                                     Vorratsdatenspeicherung in Österreich

Neben mehreren privaten Initiativen, die derzeit wichtigste Unterschriftensammlung:

Nicht alles was technisch möglich ist, kann auch für einen Staat zulässig sein!

www.ueberwachungsstaat.at

 

                                                                                         

                                                                                                                                        

Ein Wiki für Statements *Dezember 2007*

e-motionArtspaceCommunity diskutiert Qualitätskriterien zu Kunst und neue Medien:

Auf dem sehr einfachen, leicht handhabbarem öffentlichen Wiki, kann man einsehbare Statements posten, Bilder ablegen, Links angeben..... 

www.wikispaces.com/e-motionArtspaceCommunity

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FrankfurterBuchmesse-Gespräche *November 2007*

Über das Vergnügen an den Büchern die "im Gespräch" gefunden wurden.

Verführung mit Aspirin von der catalanischen Autorin Empar Moliner wird hier gerade diskutiert. Die Gespräche mit Autoren auf der Buchmesse ziehen mehr Leute an als reine Lesungen. Die Kombination von Kunst und Leben gefällt. Empar Moliner skizziert scharf, zynisch, aber dennoch mit Wärme Beziehungsversuche, vor Ort gerade solche innerhalb der Literatenszene. Ihre Offenheit ist verblüffend, vor allem wenn man bedenkt, dass sie als Autorin von Büchern, aber auch als freie Mitarbeiterin in verschiedenen Medien tätig ist - da kann man sich gleich mehrfach in die Nesseln setzen. Das hält sie offenbar frischen Mutes aus und das macht sie so sympathisch.

In einer Zeit, in der man geradezu zwanghaft Erfolg haben muß um überhaupt als Mensch akzeptiert zu werden, ist das Bekenntnis zum Scheitern geradezu erfrischend. Der Pop-Star, der mehrmals ganz schön tief gefallen ist, breitet hier vor allem seine Tiefs aus, weil sie ihm am meisten gebracht haben für seine Entwicklung und er sich auch viel heftiger an seine Pannen erinnert, als an seine Erfolge. Ermutigend daran ist, dass ein Mensch immer wieder neu beginnen kann, sich aus Krisen wieder hocharbeiten kann, aus Dummheiten lernt, Schwächen überwindet und letztlich dadurch Stoff für Lieder hat und vor allem die schönen Zeiten und die schönen Seiten des Lebens bewußt genießen kann, Talent, Visionen und Sensibilität einemal vorausgesetzt.

Bei WELT BEWEGEN von Heidemarie Wieczorek-Zeul, der deutschen Entwicklungsministerin und Gouverneurin der Weltbank, ist es genau umgekehrt, hier liest man endlich nicht nur was getan werden sollte, sondern was getan wurde und das sieht nicht schlecht aus. Positive Aspekte werden in den Medien kaum je so ausführlich besprochen wie die Defizite. Dranbleiben und den Mut nicht verlieren, Rückschläge nicht als endgültig auffassen und vor allem die Einstellung, dass die Unterstützung des Aufbaues demokratischer Strukturen, die Unterstützung von elementaren strukturellen Notwendigkeiten wie sauberes Wasser, Schulbildung, Gleichberechtigung von Frauen, die besten Investitionen für den Frieden sind, kennzeichnen ihre Haltung. Sie propagiert den Weg den Europa gegangen ist und bereit ist in Zukunft zu gehen, setzt auf Hilfe zur Selbsthilfe, arbeitet gerne mit NGOs zusammen. Unter "Die Töchter Benins" berichtet sie z.B. über ein Volksfest, welches die Ächtung der Genitalverstümmelung in Benin 2005 feierte, nach langer Überzeugungsarbeit vor allem von (I)NTACT einer Aktionsgemeinschaft aus Saarbrücken, waren schließlich sämtliche Würdenträger, Priester und auch die Beschneiderinnen und Beschneider überzeugt worden und mehr als 1000 Dorfkomitees wachen nun darüber, dass dies nicht mehr vorkommt - Benin war der erste Staat, der zwei Jahre zuvor Genitalverstümmelung verbot ( in vielen Staaten Afrikas, der arabischen Halbinsel und Teilen Asiens ist dies immer noch Praxis). 2005 wurde auch der Gender-Aktionsplan der Weltbank ins Leben gerufen, der die Teilnahme von Frauen am Wirtschaftsleben fördern soll. In Afrika gilt heute die Förderung von Frauen als Schlüssel zu nachhaltiger Entwicklung, da ihnen oft die Ernährung der Großfamilie aufgebürdet ist (die Männer machen Krieg, gehen als Wanderarbeiter oder drücken sich überhaupt vor der Verantwortung) so bleibt vor allem die Landwirtschaft zunehmend Frauensache. Mit Microkrediten hat man bei Frauen gute Erfahrungen gemacht - sie machen in aller Regel was draus, bauen ein kleines Geschäft auf - das ist Armutsbekämpfung ohne den Geruch von Almosen und verändert auf die Dauer ein klein wenig die Statistik: Frauen besitzen 1% des globalen Vermögens, verdienen 10% des globalen Einkommens und machen 70% der Gratisarbeit!

Gespräche ergeben sich auf der Frankfurter Buchmesse überall, auch zwischen Besuchern - das Ambiente ist einfach inspirierend und motovierend. Und außerdem kann man noch für sich selbst oder liebe Freunde ein signiertes Buch frisch von der Diskussion weg mitnehmen.

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                                                                                                                                  Everyone is an Expert - Qualitätskontrolle von "user-created content"

Ein brennendes Thema im Gespräch LINK zu einer gut gemachten Sache.

* Oktober 2007 *

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Heribert Hirschmann: TerraBite in Second Life *September 2007*

Ein Gespräch im Medienkunstlabor Graz (Kunsthaus)

H.H.: Als ich mir einen Namen für das Projekt überlegt hatte, ist mir gerade ein Prospekt von Saturn in die Hände gefallen....

J.W.: Aber da war Terabite mit einem "r" gemeint?

H.H.: Eine Terabiteplatte um 350€, habe ich mir gedacht, "Wahnsinn", meine erste 20 MB Festplatte hat 7000 Schillinge gekostet! Dann habe ich mir gedacht, wenn man Terrabite mit 2 "r" schreibt, dann ist es ErdBite. Leider ist der Name schon vergeben, terrabite.com ecetera.....

J.W.: Und zu den 5 Modell-Avataren, mit denen man hier vor Ort an 5 Stationen die Medienkunsthauptstadt Graz erkunden kann, gab es da auch bestimmte Überlegungen?

H.H.: Es sollten alle den Namen Merlin haben, als Familienname, aber das ging nicht....so haben sie jetzt andere ähnliche Namen

J.W.: Worauf liegt der Focus, auf "Graz" oder "Medienkunsthauptstadt"?

H.H.: Die Insel heißt "Graz", und die Gruppe heißt "Medienkunsthauptstadt Graz" und da können in Second Life alle die wollen, der Gruppe beitreten, die bekommen dann auch Informationen, wenn auf der Insel Veranstaltungen, Ausstellungen sind und dergleichen, wie das so in Second Life üblich ist.

J.W.: Und die Insel, die muss man ja mit Linden Dollar kaufen, die aber reales Geld kosten - ist der Kauf der Insel jetzt als Kunstprojekt von Graz oder wem immer gesponsert worden?

H.H.: Ich bin von Peter Pakesch (CEO der Kunsthäuser in Graz) eingeladen worden ein Projekt für das Medienkunstlabor einzureichen, damals hatte ich gerade mit Second Life begonnen, war damals noch als Camper in Second Life unterwegs und habe sogar 1.600 Linden Dollar als Camper verdient.

J.W.: Geld verdient? als Camper? Wie macht man das?

H.H.: Am einfachsten ist es, wenn man sich auf eine Badematte an einen schönen Strand legt. Da verdient man so 2 bis 4 Lindendollar pro Stunde. Dabei geht es nur um Präsenz, die Leute wollen, dass viele Leute da sind.....

J.W.: Oft sieht man ja auf weiten Strecken in Second Life schöne Architekturen, riesige Modegeschäfte und einsame Strände, es kommen aber nur wenige Leute angeflogen, oder teleporten sich dorthin.

H.H.: Na, es ist schon viel los, wenn man sich bei entsprechenden Gruppen einloggt, die Informationen und Ankündigungen wahrnimmt, dann ist zum entsprechenden Zeitpunkt schon viel los. Dann trifft man Freunde, erkennt sich wieder, andere haben vielleicht ihr Aussehen verändert, man kennt aber den Namen, den hat man ja automatisch in der Liste der Freunde und Gruppen. Man bietet Leuten Freundschaft an, mit denen man lustig geredet hat, der andere akzeptiert die Freundschaft....

J.W.: Wenn man nicht so faule Freunde hat, die nur ganz selten online gehen, dann hat man auch was davon....

H.H.: Man sieht ja den OnlineStatus von den Freunden. Es ist auch nicht einfach herauszufinden, wie alt Personen sind, und ob sie nicht als anderes Geschlecht unterwegs sind, aber wenn man lange mit den Leuten redet, kommt das schon alles heraus. Außerdem sind sehr viele gescheite Leute in Second Life unterwegs, man kann schon recht interessante Unterhaltungen führen. Inzwischen kann man auf dem ganzen Grid die Stimme einsetzen...

J.W.: Dadurch ist man dann mehr charakterisiert - ist ja blöd, wenn man dann Kreide essen muß

H.H.: Na ja, eine Frau, die eigentlich ein Mann ist, wird wahrscheinlich keinen VoiceChat machen wollen. In Graz gibt es sehr wenig Leute, die Second Life überhaupt kennen, und noch weniger die regelmäßig dort auftauchen. Daher habe ich dieses Projekt gemacht. Es war auch sehr kurzfristig, die Insel Graz hat es zur Eröffnung der Ausstellung im Medienkunstlabor noch nicht gegeben. Die Projektionen auf die Tücher hier, die man auch von draußen, von der Straße sieht, aber erst bei Einbruch der Dunkelheit, haben viel Verwunderung ausgelöst, die Leute konnten sich nicht vorstellen, woher die sich bewegenden  Bilder kommen und haben immer nach irgendwelchen Spiegelungen gesucht. Es spiegelt sich aber nichts, da steht nur das freie Bild (aus Second Life) im Raum.

J.W.: Bisher, während der Ausstellung, konnten alle die wollten, etwas auf der Insel bauen, wie in den "Sandkisten" mit den Tools von Second Life. Unter Medienkunsthauptstadt hatte ich mir eigentlich ein Projekt für Künstler, kreative Techniker, kreative Medienschaffende vorgestellt.... also was Besonderes....

H.H.: Das kommt ja erst! Dabei kommen nicht nur Medienkünstler in Frage, sondern Künstler die in Second Life etwas verwirklichen können, das in RealLife nicht geht. Ich sehe mich ja auch nicht als "Medienkünstler", sondern als "Bildender Künstler", auch wenn es 20 Jahre her ist, dass ich etwas auf Leinwand gemalt habe und seither der Computer Inhalt und Werkzeug gleichzeitig war. Es gibt allerdings ein Problem, was mache ich, wenn da Leute ihre Aquarelle deponieren wollen, oder so ähnlich, dann lasse ich sie halt eine Weile gewähren und schlage dann einen Terrainwechsel vor....

J.W.: Wer ist der Besitzer von der Insel? Man kann ja nur mit der Erlaubnis des "Owners" bauen.

H.H.: Der Besitzer bin ich und sozusagen Kurator. Daher bin ich schon jetzt mit gewissen Feindseligkeiten konfrontiert. Da gibt es z.B. hier wieder....eine Anhäufung sehr einfacher, großer Objekte, die dann auf der ganzen Insel vervielfältigt werden, das kann man ja mit einem Klick, viel Platz verbrauchen, sozusagen Terrain zumüllen. Ich kann als Besitzer diese Objekte natürlich entfernen, zurück in die Obhut der Kreatreure, die dann weiter über diese verfügen können (woanders hinstellen, löschen) aber da können dann Leute sagen, der hat meine schönen Objekte gelöscht - dabei sind sie ja nur von der Baustelle Graz gelöscht und ins private Depot der Erzeuger verschoben.

J.W.: Es geht wohl auch um Neudefinitionen von Kunst, von Medienkunst??? 3D, Architekturen in öffentlichen Räumen und vieles mehr - Medienkunsthauptstadt - das kann ja nicht wie ein Kurs in einer Volkshochschule ablaufen, bei dem man etwas über Second Life lernt.

H.H.: Ich habe ja schon vor einem Jahr hier im Medienkunstlabor, zumindest für mich selbst Medienkunst zu definieren versucht, indem ich ein Projekt gemacht habe, das nur in den Medien stattfindet, bei dem ich dann bei der Ausstellungseröffnung nur die Medien ausstellte. Es war da eine Sache, ein Taxichauffeur wurde ermordet und ich habe einen Gedenkstein gefunden, herumgefragt, aber niemand wußte etwas - so habe ich mir gedacht: Ich suche den Mörder. Es war zwar damals ein riesiger Aufruhr, ein Trauerzug mit 100 Taxis.................nun ja, ich habe den Mörder tatsächlich gefunden, darüber war ich selbst überrascht. Es war kein Raubmord, es war eine Beziehung, der Mörder wollte seinen Freund als Mitwisser aus dem Weg schaffen. Das war dann für mich Medienkunst. Da hat man auf Zeit und Ort warten müssen, da hat alles passen müssen. Der Mörder ist da wo wir jetzt sitzen ins Taxi eingestiegen und hat dann seinen Fahrer umgebracht. Und ich habe gewußt, wenn ich den ORF haben will, muß der ORF als ersten Satz sagen können, "Heute vor 75 Jahren". Ich habe z.B. viereinhalb Jahre gewartet mit dem Projekt, damit der ORF sagen kann: Heute, vor 75 Jahren.......Es funktioniert sonst nicht, wenn du die Medien haben willst, muss alles passen. Es hat funktioniert, die Pressekonferenz war bis zum letzten Platz voll. Der Taxichauffeur hat Schöberl geheißen, Leopold Schöberl.....ich habe allen original Schöberlsuppe kredenzt...... Es hat Doppelseiten gegeben bei Berichten.....

J.W.: Und "Graz", ich meine die Insel, was hat sie für eine Struktur?

H.H.: Die TerraBite Insel geht ganz tief in die Erde und ganz hoch in die Wolken, der Raum wird sehr gut ausgenützt. Es gibt da Hochplateaus und Höhlen und überhaupt ein ganzes Labyrinth, da habe ich mich schon selbst fast verirrt. Und da ist sozusagen ein Jakobsweg mit 100 Quadratmeter großen Stufen, auf denen kann man z.B. bauen........

J.W.: Und gibt es außer dem Tool "Bauen" in Second Life was Schlaueres, das man importieren kann

H.H.: Da gibt es ein Freeware Programm, mit dem man reelle Körper bauen kann.

J.W.: Die Bewegungen der Personen sind auch ein bisserl eckig....

H.H.: Das hat auch mit der Maschine zu tun, je schneller die Verbindung ist, je besser die Grafikkarte ist, umso besser das Resultat. Die Mindestanforderungen die Second Life anführt, funktionieren inzwischen überhaupt nicht mehr...es wird ja alle paar Wochen was Neues eingeführt....

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August 2007

Speakers Corner auf Urlaub: Ein Blick in ein anderes Modell:

Webby Awards on: THE RED COUCHE

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URSULA HENTSCHLÄGER: Informationsarchitektur *JULI 2007*

J.W.: Du hast kürzlich einen Preis in Linz bekommen....

U.H.: Ja, der wird für Informationsarchitektur vergeben.

J.W.: Unter Informationsarchitektur ist da jetzt deine theoretische, schriftstellerische Arbeit gemeint?

U.H.: Ich würde sagen alles was ich mit Zelko(Wiener) entwickelt habe unter "Zeitgenossen" und auch meine theoretischen Arbeiten, sei es jetzt "Paramour" oder noch vorher....

J.W.: Also alles was du zu Netzkunst, Netzkultur gemacht hast, nicht deine Science Fiction Texte

U.H.: Ich nehme das an, weil sie bei der Preisverleihung sehr auf die Informationsarchitektur eingegangen sind, das war sehr schön, man bekommt immer gern Preise

J.W.: Da du jetzt notgedrungen ohne Zelko weiterarbeiten mußt (Zelko Wiener starb letzten Herbst) was machst du mit der Webseite www.zeitgenossen.com 

U.H.: Die Webseite wird demnächst ein Update erhalten und damit werde ich diese Arbeit abschließen und dort im Onlineportfolio mitteilen warum. Die Trilogie war fertig, ich lasse das dann so im Netz stehen. Ich habe darüber nachgedacht, was ich wirklich allein machen kann, und habe mich entschlossen, wieder zum Text zurückzugehen und ich plane eine Retrospektive über Zelko.

J.W.: Du hast ja als seine Frau alle Unterlagen und noch dazu so lange so intesiv mit ihm zusammen gearbeitet, das bietet sich wirklich an.

U.H.: Was vor meiner Zeit mit Zelko war, muss man halt in Gesprächen eruieren.

J.W.: Bei seinem Begräbnis war die Wiener Medienkunstszene und darüber hinaus vertreten, man sah da Leute, die man schon ewig nicht mehr gesehen hat, man könnte sagen österreichische Medienkunstgeschichte. Du hattest dich ja immer wieder als Autorin geoutet, und neben theoretischen Schriften auch, darf ich das so sagen Science Fiction geschrieben.

U.H.: Ja, die "Martscherie" (Martscherie oder das Leben in der Versuchung)

J.W.: Einmal sagtest du mir mitten in einem Telefongespräch, ich lebe ja eigentlich schon total im Netz. Ihr hattet ja auch ganze Welten im Netz aufgebaut.

U.H.: Ich habe unlängst ein Frau in meinem Alter kennen gelernt, die sagt das auch. Das ist auch ganz klar, im Büro immer im Netz, zu Hause wieder im Netz, nur alte Leute scheinen sich da zu verweigern, sind nicht im Netz. Man ist immer online, das ist aber auch ein Stress. Auf unseren Forschungsreisen haben wir immer wieder eine E-Mail-Verweigerung durchgeführt, sind nicht online gegangen und das war dann eine ganz andere Art von Leben.

J.W.: Du hast jetzt noch ein Projekt in Linz laufen, sah ich im Internet, ein Vorprojekt zur Kulturhauptstadt, mit mehrsprachigen Textinstallationen in Kaffehäusern

U.H.: Das würde ich schon gerne machen, das ist ein Vorprojekt, ob es wirklich realisiert wird ist noch nicht gesichert. Es war ursprünglich sowohl im Realraum als auch im Web angedacht, ich würde mich jetzt aber auf den Realraum konzentrieren.

J.W.: Das wäre ja auch dein Bereich, die Texte. Sind die Textmobiles aus Plexi?

U.H.: Ja, ich hab da schon ein bisserl probiert. Die Mobiles sind als bewegtes Element, das aber in sich sehr stabil ist gedacht. Das ist eigentlich sehr ideal für mich. Denn andere Sachen, die wir in einer Partnerschaft gemacht haben, wo alles zusammen gemeinsam konzipiert wurde, lassen sich jetzt nicht mehr verwirklichen. Es ist sehr wichtig für mich über die Machbarkeit nachzudenken, was kann ich jetzt allein wirklich gut machen. Es ist jetzt wichtig, Dinge zu machen, die Freude machen, denn das war es auch, was das Leben so schön machte in der Partnerschaft, in der wir alles ausdiskutiert haben. Jetzt muss ich sehen, dass die Dinge die ich mache auch handhabbar sind.

Bücher: PARAMOUR, Kunst im Kontext neuer Technologien, mit Katharina Gsöllpointner, Triton

              WEBFICTIONS, mit Manfred Faßler und Zelko Wiener, Springer, Wien

              WEBDRAMATURGIE, Das audio-visuelle Gesamtereignis, 3D, Streaming, Flash

              Mit Zelko Wiener, Mark t+Technik

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MANFRED WAKOLBINGER: Zeichen in Räumen *Juni 2007*

www.manfredwakolbinger.at

J.W.: Deine Objekte sehen in letzter Zeit wie Zeichen, fast wie Schriftzeichen aus.

M.W.: Das haben mir schon mehrere Leute gesagt. Aber eigentlich gehe ich von Möbeln und von Körpern aus. Auch vom negativen Abdruck des Körpers. Es gibt so eine Leitvorstellung bei mir; es gibt bei den Aschanti diese Aschanti-Hocker. Jeder hat da so einen Hocker, den bekommt er zur Initiation, der wird für ihn geschnitzt, den hat er sein Leben lang. Auf dem sitzt er immer und nimmt ihn überall hin mit. Es gibt dort keinen Friedhof, der Körper des Gestorbenen wird irgendwo verscharrt, das ist nebensächlich, der Sitz kommt in das Sesselhaus, weil sie sagen, es kennt dich niemand so wie dein Sessel, deine Seele bleibt in dem Sessel. Von dem gehe ich aus, wenn man bei meinen Objekten Liegen assoziiert, ist der Abdruck des Körperhaften, der Geist in den Liegen, von solchen Überlegungen gehe ich aus.

J.W.: Jetzt ist noch etwas hinzugekommen, du hast ja in den letzten Jahren auch mit Fotografie gearbeitet, als Teil deiner Kunstartikulationen, deine Objekte stehen in Landschaften und interagieren mit den Bildern in die sie kopiert sind.

M.W.: Ich nenne diese Arbeiten Placements. Ich mache viele Reisen, fotografiere viele Landschaften, oder Situationen in Städten und diese führe ich dann zusammen, die Fotografie und meine Objekte. Das ist so ein Spiel das hin und her geht, ob ich jetzt ein Objekt für einen Platz mache - ich habe ein Foto, da würde ich gerne eine Skulptur von mir stehen haben und entwerfe dann für den Platz eine. Oder es gibt Skulpturen die ich schon habe und ich komme dann mit Fotos von einer Reise zurück und ich sehe, da paßt genau die rein. Ich nenne das Placement weil es so wie Statements sind, diese für mich idealen Plätze, das hat aber auch viel mit Humor zu tun. Wenn ich da zum Beispiel in Kuba zufällig in so ein Tanzstudio gekommen bin und die eine Unterrichtsstunde in Ballett haben, und ich diese Fotos auswerte und Skulpturen dazu mache, ist das für mich auch eine Anregung. Die Skulptur hat es vorher nicht gegeben, ich wollte dann dazu etwas Entsprechendes machen.

J.W.: Das ist eine tolle Erweiterung deiner Arbeiten, nach wie vor gibt es aber auch Aufträge für Kunst am Bau, Kunst im öffentlichen Raum von dir.

M.W.: Von dieser Art habe ich kürzlich in Linz eine große Arbeit gemacht, wo das Zeichen über eine Treppe hinauf geht, das ist 12 Meter groß. Ich zeig dir das. Von diesen anderen sind auch schon manche Dinge verwirklicht worden, wenn zum Beispiel jemand zu mir ins Atelier gekommen ist und sich gerade ein Haus gebaut hat und gesagt hat, diese will ich aber in groß, und das ist dann ausgeführt worden.

J.W.: Das ist eine gute Idee, der Katalog an Modellen. Machst du die alle in Kupferblech?

M.W.: Ja, weil ich das in meinem Atelier selbst machen kann, und die grauen sind gepritzt. Die großen Objekte sind dann in Stahl.

J.W.: Wie entwirfst du die Skulpturen?

M.W.: Schon längere Zeit am Computer. Das ist sehr praktisch, wenn man die Objekte so dreidimmensional vor sich sieht, man erspart sich auch Fehler, diese Ideen die nicht so überzeugen, muss man ja dann nicht ausführen.

 

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PARALLEL MEDIA: Hofstetter Kurt + Barbara Doser   *Mai2007*

Zur Zusammenarbeit und dem Zusammenleben von KünstlerInnen

Auf www.sunpendulum.at geben beide alles korrekt ein.

J.W.: Wie bist Du so früh auf den Computer gekommen, was war der Anknüpfungspunkt?

H.K.: Es war eigentlich eine Hilfestellung meiner Schwester gegenüber, die hatten ein Reisebüro gehabt, und die hatten Computerprobleme gehabt und ich hatte zu der Zeit Mathematik in Innsbruck studiert, war aber schon 1984 mit meinen Lichtausstellungen unterwegs....Die Computerkenntnisse hatte ich mir selbst angeeignet.....

J.W.: Wie sah dein erster Computer aus?

H.K.: Zuerst habe ich in Firmen auf Computern gearbeitet die so groß wie eine Couch waren, die so schwer waren, dass man sie nur zu viert aufheben konnte, in einer Computersprache die Cobol geheißen hat, die eine Leistung von 2K oder 4 K hatten, mein erster Computer war ein Phillips Portable, der hat aber immer noch 15, 9 kg gehabt, aber schon 2 Diskettenstationen, damit habe ich meine Diplomarbeit geschrieben, 120 Seiten.

J.W.: Du hast Mathematik studiert...

H.K.: Ja, Mathematik und Geographie, wobei das eine alte Studienrichtung war, Geographie hat mich nicht so interessiert, Mathematik aber sehr, ich hatte das auf der Philosophie gemacht. Dort hatten mich diese mehrdimensionalen Gebilde interessiert, die dort entworfen werden, oder abstrakt diskutiert werden und deren Reflektionen auf die Erde oder den dreidimensionalen Raum, die Beschäftigung mit Unendlichkeit hat mich sehr fasziniert. Ich habe diesen Studienbereich auch abgeschlossen, mit Prüfungen bei denen mich der Professor eigentlich weit eher über meine künstlerischen Arbeiten ausgefragt hat.

J.W.: Für dein Studium war die Computerwissenschaft aber keine Voraussetzung? Und die Barbara hattest du damals kennen gelernt, als sie Kunstgeschichte studierte?

H.K.: Die Barbara hatte ich 1982 kennen gelernt.

J.W.: Und du hast dann auch deine Arbeit auf dem Phillips Portable geschrieben?

B.D.: Meine Doktorarbeit, aber das war dann erst 1985, an der Akademie, da waren wir schon in Wien, das war dann ein Atari.

J.W.: Die Arbeit am Computer, hat sie nicht auch Schattenseiten?

B.D.: Ich entwickle da manchmal ein soziales Problem. Da sitze ich so lange bis meine Arbeit fertig ist, und wenn sie dann endlich fertig ist und ich kommunizieren möchte, hab ich dann damit ein Problem.

J.W.: Die Arbeit in der Gruppe, mit anderen Künstlern, ist das für euch erstrebenswert?

H.K.: Das kommt drauf an. Ich habe manchmal in Gruppen gearbeitet, in einer Musikgruppe, wobei man das nicht im klassischen Sinne als Band auffassen kann, mit Garry Danner zwischen 1974 und 1978 zu Gymnasialzeiten die Musik der 60er Jahre studiert, wir sind schon sehr tief gegangen und haben uns auch visuell betätigt. In den 80er Jahren habe ich mich dann sehr in diese Computerei hineingelassen, weil ich Angst gehabt habe vor Begriffen, die mir nichts sagen, ich wollte es einfach genau wissen. Die Begriffe der Files und der Programmierung habe ich dann zu verstehen gelernt und diese grundlegenden Zusammenhänge sind bis heute unverändert.

J.W.: Heute ist es aber leichter, oder je jünger die Leute sind, je eher finden sie einen spielerischen Zugang.

H.K.: Das meiste an Wissen habe ich mir in der Natur angeeignet.

B.D.: Der Kurt ist nicht wie jetzt die Leute mit einem Laptop hinaus gegangen, sondern einfach mit den Büchern irgendwohin, um sie zu studieren.

H.K.: Als dann 90, 91 die Windows und Mac – Systeme aufgekommen sind, die sich dann so gebissen haben, da habe ich mich verabschiedet, dann bin ich nicht mehr so in die Tiefe gegangen.

J.W.: Du bist demnach kein Gläubiger, z.B. es muss Mac sein, weil wir arbeiten mit Fotos, oder jetzt, es muss Linux sein, freie Software.

H.K.: In den 80er Jahren hat mich interessiert, dass man sich ein klein wenig auch mit Steuerungen beschäftigen kann. Ich arbeite jetzt noch mit ganz einfachen Steuerungen, auch jetzt bei der neuesten Arbeit im Museumsquartier (Raumkuss), es ist ein ganz kleines Programm.

J.W.: Aber bei Sunpendulum, wie gehst du da vor?

H.K.: Bei Sunpendulum kann ich auf meine Programmierkenntnisse nicht mehr zurückgreifen.

J.W.: Der installative Raum für Sunpendulum, der im Internet schon sichtbar ist, ist der real schon irgendwo aufgebaut?

H.K.: Das Sonnenpendel gliedert sich in zwei Teile. Das eine ist das Projekt Inplusion, das umfasst im Wesentlichen die 12 Zeitaugen rund um die Erde, die sind installiert. Das Gebäude ist noch im Planungsstadium.

J.W.: Die Zeitaugen sind alle an Universitäten installiert.

H.K.: Die sind alle an Universitäten installiert, nur in Bermuda in einem Forschungsinstitut.

J.W.: War das nicht schwierig?

H.K.: Alle Universitäten mussten überzeugt werden, manche haben gleich ja gesagt, manche haben sich sehr, sehr Zeit gelassen und manche waren nur über diplomatische Umwege zu erreichen, brauchten diplomatische Hilfe, dass sie das unterschreiben können.

B.D.: Im asiatischen Raum war es schwieriger, Tokoi, oder Indien, Indien hat 3 Jahre gedauert, bis das konkret wurde.

H.K.: Man muss sich halt auch vorstellen, wie das ist: Ich schreibe denen ein paar Zeilen und verlange von ihnen eine permanente Kollaboration. Und sie haben nichts was sie den Studenten zeigen könnten, sie sind nur partizipativ dabei.

B.D.: Und mit englisch allein, wäre die Kommunikation auch nicht gegangen, es mussten mehrfach Übersetzungen gemacht werden und auch Videos sychronisiert.

H.K.: Es wird sehr viel Respekt verlangt vor ihrer eigenen Sprache und ihrer eigenen Kultur. 

J.W.: Macht ihr sehr viel gemeinsam?

H.K.: Gemeinsam machen wir in erster Linie die Videoarbeiten, auch installative Arbeiten im Multimediabereich.

J.W.: PARALLELMEDIA meint das, dass sich der Künstler, die Künstlerin doch auch fallweise als Einzelnes abgrenzen will?

B.D.: Wir grenzen immer genau ab, ob es ein Projekt ist an dem beide gleich stark beteiligt sind, ob es ein Projekt einer Person ist, oder ob eine Person nur dokumentarisch beteiligt war, wie ich z.B. bei Sunpendulum, und das steht auch immer so in den Dokumentationen. Bei den Videos habe ich angefangen ohne Kurt, jetzt hat es sich aber so entwickelt, dass wir in den letzten Produktionen zusammen gearbeitet haben. Also die drei letzten wichtigen Arbeiten der abstrakten Videos z.B.

J.W.: Es ist schon ein Unterschied, ob man sich einen Namen gibt als Label, oder ob jeder Künstler, Künstlerin, auch unter eigenem Namen publiziert.

B.D.: Das ginge bei uns nicht, das Label, weil Kurt viele eigene Dinge hat mit denen ich nichts zu tun habe. Das Sonnenpendel hat eigentlich nichts mit Parallelmedia zu tun, da arbeite ich nur untergeordnet mit, mache die Dokumentation. Der Kurt hat umgekehrt nichts mit meiner Malerei zu tun.

J.W.: Abgrenzend zu andern Künstlern erscheint es so, als ob ihr beide sehr ähnliche Interessen hättet.

B.D.: Generelle Grundzüge schon, ich gehe aber viel intuitiver vor, experimentiere...

H.K.: Bei mir kommt es meist  zu einer Intuition und dann weis ich sehr genau, was ich will. Bei fundamentalen Dingen gibt es aber Parallelen.

J.W.: Ihr habt ja beide vorerst was anderes studiert, Kurt die Mathematik, Barbara Kunstgeschichte, jetzt aber versteht ihr euch als Künstler.

H.K.: Ich habe ja 10 Jahre gebraucht, bis ich mich zum Künstler bekannte. Obwohl, im hintersten Stübchen meines Gehirns war ich immer Künstler. Angestellt war ich sowieso nie, auch nicht in der Zeit als ich mich als Programmierer betätigte. Der Zivildienst, das war das einzige Fixe, doch damals hatte ich auch eine Chance in Hannover auszustellen, hab mir 12 Tage frei genommen und meine Installation dort gemacht. Das habe ich einfach tun müssen, damals habe ich meine Besessenheit erkannt, gesehen was in mir steckt. Ich habe alle gesellschaftlichen Dinge über Bord geworfen, wir waren auch ein Jahr getrennt.

J.W.: Hast du dich von Barbara getrennt?

H.K.: Nein, nein, um Gottes Willen, das war die Barbara!

B.D.: Ich hatte gerade mein Studium abgeschlossen, und ich habe geglaubt zu wissen: So, jetzt gehe ich in die Werbung. Ich bin kreativ und tue Geld verdienen, ja. Das war das eine Jahr Trennung. Dann hatte sich Kurt definiert, als Künstler. Er hatte dann bald danach das Projekt Wien Mitte realisiert.

J.W.: Das ist nun das, womit er in Wien einer Kunstszene bekannt wurde.

B.D.: Kurt hatte auch vor mir schon Videos gemacht.

J.W.: Wie lange hattest du in der Werbung gearbeitet?

B.D.: 3 Jahre, als Grafikdesignerin. Das war unmöglich. Und der Kurt hatte mir dann vorgeführt, dass man auch ohne so was leben kann, das habe ich dann auch gemacht.

H.K.: Ein großer Faktor unserer gemeinsamen Arbeit ist, dass wir ähnliche Intentionen haben, und ähnliche Qualitätsansprüche.

B.D.: Du hast nach Arbeit in Gruppen gefragt. Kurt hat schon öfter Gruppenarbeiten initiert. Wenn dabei jeder seine eigenen Arbeit gemacht hat, und die Ergebnisse dann zusammengeführt worden sind, hat das schon geklappt, aber wenn das eine Arbeit als Gruppe hätte sein sollen, hat das immer zu sehr großen Schwierigkeiten geführt. Eigentlich war dann jeder froh, wenn es wieder vorbei ist.

H.K.: Es ist auch das Geheimnis unserer jetzt 15 Jahre Zusammenarbeit, dass wir doch unseren eigenen Bereich, unsere eigenen Spielräume geschaffen haben, dass wir auch unsere eigenen Projekte machen. Wenn es aber zu dem Punkt kommt, dass wir zusammen arbeiten, da fliegen manchmal die Fetzen. Bis sich zwei eigenständige Künstler soweit nähern, dass sie in einer Zusammenarbeit aufgehen, da fliegen die Funken bei den Stromkreisen.

B.D.: Bis jeder zufrieden ist, das ist sehr energieaufwändig.

*

 

 

Die beiden Kunstwerke im "öffentlichen Raum" von Hofstetter Kurt, am Südbahnhof und am Bahnhof Wien Mitte sind nach wie vor so aktuell für die Medienkunst, dass die Stadt Wien gefordert ist, dafür zu sorgen, dass sie nicht durch den Umbau der beiden Bahnhöfe, der ja jetzt ansteht, verschwinden. Eine geeignete Neupositionierung wird das Gebot der Stunde sein, was sich einfacher gestaltet, wenn der Künstler selbst mit dem Transfer betraut wird, Medienkunst ist sensibel. J.W.

*

 

*April 2007*: SANDRO DROSCHL: Medienkunst im Medienturm Graz

J.W.: Du bist Koordinator und Leiter des Medienturm seit es diesen gibt, wie kam es dazu?

S:D.: Ich bin im Jahr 2000 gefragt worden ob ich für die Progammatik mich einbringen wollte und für die Koordination, und zwar von Peter Weibel und Ralph Schilcher, die das damals führend betrieben haben, wobei Christine Frisinghelli noch dabei ist vom alten Vorstand und Norbert Pfaffenbichler, ein Künstler mit dem ich zwei für mich ganz wichtige Ausstellungen gemeinsam kuratiert habe, insoferne ist Medienturm auch ein Generationenmix.

J.W.: Du hast Kunst studiert...

S.D.: Ja, ich habe ein Studium "Iregulare" absolviert, Körper, Medien , Kunst

J.W.: Sowas gibt es schon?

S.D.: Ja, einfach durch mich.

J.W.: Ich habe jetzt gedacht das gibt es vielleicht schon an einer Kunsthochschule als Fach.

S.D.: Das ist eine Kombination aus Kunst, ich war bei Isabel Graf, dann in der Freien Klasse, die habe ich ganz intensiv mit unterstützt, und dann habe ich noch Philosophie und Medizin gemacht, bei meinem Studium Iregulare, daher Körper.Medien.Kunst.

J.W.: Medizin ist doch ein anstrengendes Studium, das hast Du nebenbei gemacht?

S.D.: Ich habe fast die Hälfte der Prüfungen gemacht und habe dann das Theoretische mit hinüber genommen in mein Studium Iregulare, da geht es ein bißchen auch um Blicktheorien, wie stellt sich der Körper dar, was wäre die mediale Fassung von Körper, um Sehweisen....

J.W.: Du hast also an verschiedenen Hochschulen Partien von Wissen für dein Studium Iregulare zusammengetragen.

S.D.: Ja an der UNI Wien und an der Angewandten und ich habe immer noch einen guten Austausch.

J.W.: Im Programm des Medienturms scheint es durchwegs um Kunst zu gehen, nicht um kreative Technologien.

S.D.: Der rein technologische Blick war weniger das Interesse, nicht die Nische Elektronische Kunst, sondern ein Denken über Kunst im Sinne einer medialen Repräsentation und Fragestellung, die natürlich weiter gefaßt ist. Eine unserer ersten Ausstellungen hat z.B. Rockenschaub gemacht, das war ein interessanter Link der meines Erachtens beide Felder bedient. Wir stehen mit relativ vielen Künstlern im Kontakt und sehen uns die Dinge immer wieder an.

J.W.: Medienturm ist zwar international vernetzt, ihr zeigt aber doch auch relativ viele Österreicher.

S.D.: Die Absicht ist sicher die, dass wir versuchen tendenziell eine jüngere Generation heimischer Künstler und Künstlerinnen im Widerspiel von etablierteren internationalen Positionen zu zeigen. Wobei wir da auch jüngere Künstler z.B. im Artist in Residenz - Programm haben. Seit 2004 ist das in Kooperation mit dem Museumsquartier in Wien, die Künstler kommen nach Wien und nach Graz.

J.W.: Habt ihr im Medienturm Equipments zum arbeiten für die Künstler?

S.D.: Die Leute haben schon ihre eigenen Laptops mit und wir stellen Räumlichkeiten zur Verfügung und Material soweit wir das leisten können. Unser Ziel ist es, dass Videoarbeiten oder Installationen, wie etwa jene von Christopher Musgrave (Artist in Residence) entstehen können.

J.W.: Arbeitest du jetzt selbst auch als Künstler, oder hast du dich ganz auf die Rolle des Kurators und Organisators eingestellt?

S.D.: Ich habe mich damals entschieden, aslo eigentlich schon ganz ehrlich bei meiner Zeit auf der Angewandten, wie die Freie Klasse sich etabliert hat, dass mich die Arbeit am zusammenführen von künstlerischen Arbeiten mehr interessiert und mir auch mehr möglich erscheint als eigene Arbeiten. Für mich ist es durchaus genug inhaltliche Stränge zu entwickeln, das erfordert meine ganze Kraft.

J.W.: Es fehlt dir die eigene künstlerische  Arbeit nicht, es ist die Arbeit die du dir wünschst.

S.D.: Das ist für mich eine ganz tolle Chance, in dem Bereich Dinge vorantreiben zu können, insofern sehe ich das als demütig in Bezug auf die Künstler und den Strukturen. Ich habe da keine Ambitionen selbst einzugreifen, wiewohl die Settings, die Präsentationen und die Ausstellungsdesigns, wie auch die Ideen zu den Ausstellungen schon zumeist schon von mir kommen, das ist meine gestalterische Ebene.

J.W.: Kann das auch sein, dass du mit den Entwicklungen die da auf uns zukommen, zufrieden bist?

S.D.: Ich finde es schon in Österreich eine Herausforderung, dass man den Bereich der neuen Medien, der Medienkunst, an die bildende Kunst heranführt, hier Schnittmengen herstellt, hier mögliche Potentiale der Bereicherungen für die große Gegenwartskunst bereitstellt, und das spiegelt sich hoffe ich doch im Programm wieder. Es wird sich kaum wer als "Ich bin Medienkünstler" darstellen, man ist einfach Künstler und wir focusieren halt auf Programmatiken, die auch diesen medialen Aspekt mit transportieren, der ja dann wieder ein technologischer ist, mit Video, Mixed- Media Situationen, mit Sound Art, Online Arbeiten, Computerarbeiten und deren theoretischer Rezeption und wieder Eingliederung in einen größeren Bereich des Diskurses.

J.W.: Nach Wien gekommem, und eingechecket  in der Electric Aveneue, mit diesem kleinen Schauraum, bist du in einen Kontext gekommen, der sich vorwiegend mit freier Software beschäftigt, ist das ein Thema für Euch?

S.D.: Wir habe in unserer letzten Ausstellung eine Auseinandersetzung mit Open Source Software gemacht, die viele Künstler verwenden (Processing) wir versuchen da ganz themenorientiert vorzugehen, weniger prinzipiell, wir sagen nicht Open Source ist das Ding, dem widmen wir jetzt das nächste Jahr.

J.W.: Vorstellungen darüber, welche Software Künstler nützen sollen, oder ob sie diese unbedingt selbst schreiben sollen, gibt es dann wohl auch nicht.

S.D.: Nein. Das wäre nicht mein Interesse. Es geht mir schon um den Content, um die Idee, den Inhalt, deren Realisierung, deren Darstellung. Ich sehe den Medienturm relativ solitär, in Bezug auf das was ich hier vor Ort erlebe, wir stehen auch nicht groß im Austausch mit irgendwem. Wir zeigen hier unsere präziesen Arbeiten, in der Koje Medienturm auf Videoebene, das ist für uns leistbar und möglich, darüber hinaus zeigen wir Ausstellungen wie diese hier (ABSTRACTS OF SYN) haben aber keine Intentionen, uns hier in diese politische Diskussion einzubringen. Diese Frage hat sich für uns nie gestellt, das ist mir viel zu eng, das kann ich nicht nachvollziehen, ich sehe auch nicht die Künstler die das letztlich tragen könnten, ich weis von relativ vielen Künstlern, dass sie sich nicht beteiligen und nicht einreichen, sie können die Argumentationsstränge nicht nachvollziehen, auf deren Basis hier Dinge versucht werden. Das ist eine viel zu wenig kunstimmanente Debatte, dass sich da viele Leute einbringen würden. Künstler sehen vor allem keine Möglichkeit darin, Projekte realisieren zu können, indem sie sich irgendwelchen Lobbys anschließen. Wir versuchen uns klaren Fragestellungen zu widmen, was kann z.B. Video leisten, gemeinsam mit Sound im Sinne von Synesthesie, also ein ansprechen mehrerer Rezeptionsebenen und dabei immer wieder in andere Ebenen vorstoßen, z.B. im Sinne von Abstraktion.

J.W.: Ich stelle mir vor, dass man als Künstler so vorgeht, dass man eine Idee hat, und sich dann die dazu passende Technologie sucht.

S.D.: Ja, oder sich Leute sucht, die diesen Bereich abdecken können, oder hier vielleicht einmal Kooperationen aufbaut. Da muss ich schon sagen, dass das Angebot das wir stellen, sich als fruchtbar herausstellen kann für Künstler.

*

                                                                                                                                          *März 2007*: LINDA CHRISTANELL: Ein Gespräch zu:

J.W.: Die ersten Arbeiten von Dir, die ich persönlich verfolgt habe, waren die Performances, bei denen Du auch selbst erstellte Objekte eingesetzt hast. Wie kamst du zum Experimentalfilm?

L.CH.: Bevor ich Performance gemacht habe, habe ich schon einige Jahre mit Objekten gearbeitet. Ich bin so nach und nach von der Fläche, ich habe ja Malerei studiert, wobei mich die Farbe, die malerische Farbe eigentlich nie wirklich interessiert hat, ich habe lieber mit Linien gearnbeitet, z.B. auf Plexiglasplatten, die ich mit Buchschrauben hintereinander schraubte um Licht einfallen zu lassen, immer mehr von der Fläche zum Raum übergegangen. Die Objekte waren immer eine Erweiterung meines Körpers, der Fingerfächer z.B. oder die weiße Kugel - nach Plato hatte ja die Seele Kugelgestalt....

J.W.: Das war noch bevor Du im feministischen Kontext aktiv wurdest?

L.CH.: Das war davor. Zum Feminismus kam ich sehr früh, in der AUF-Zeit, mit der Marie Theres Escribano, wir haben politische Aktionen gemacht und dann war ich in Frankfurt bei einem großen internationalen Frauentreffen mit über tausend Frauen, das hat mich damals total fasziniert, da war so eine Kraft und dann habe ich Frauengalerien kennengelernt, z.B. die Galerie Andere Zeichen in Berlin. Und dann gab es die erste große Frauenausstellung, die habe ich schon mit der Bertelmann gemeinsam besucht, das heißt wir haben dort ausgestellt. Bei den Objekten begann ich dann nach Bewegung zu suchen, ich platzierte sie an verschiedenen Orten und schrieb einen langen Text, was das Objekt alles ist, machte weiche, transportable, flexible Objekte, nicht solche die auf einem Sockel stehen und dort festgeschraubt sind.

J.W.: Hattest Du nicht auch einmal genähte Bücher gemacht?

L.CH.:Ja ich hatte öfter Objekte aus textilem Material. Dann begann ich Fotos zu machen, von den Objekten in Serien - es waren ja meist sehr kleine Objekte für die Hand, die Körpermitte, oder die Flügel. Mit der Bertelmann haben wir uns dann oft gegenseitig fotografiert, es waren Abläufe mit Konzepten die zu Fotoarbeiten führten. Dann wollte ich Objekte in Interaktion mit Publikum setzen, das ist mir nicht gelungen, ich habe furchtbar dabei gelitten, weil es waren meine ureigensten Gegenstände und ich konnte nicht ertragen dass andere meine Objekte so gebrauchten wie ich sie nie gebraucht hätte.

J.W.: Du hast Deine Objekte als erweitertes Selbstporträt verstanden?

L.CH.: Ja, aber da bin ich erst draufgekommen durch diese Interaktionen. Aus dieser Erkenntnis mit den persönlichen Objekten ist dann die Performance entstanden. Das Objekt war immer Teil einer Installation und ich habe immer raumbezogen gearbeitet.

J.W.: Und dann wart ihr mit den Fotoserien über und mit diesen Objekten Teil der neu erwachten Fotoszene.

L.CH.: Ich habe damals auch viele Ton-Dia Szenen gemacht mit gesteuerter Abfolge, programmierter Abfolge und bin manchmal auch live hineingetreten und habe ein Objekt über mich projeziert, ich habe eigentlich ein Expanded Cinema gemacht, in dem ich ein lebendiger Film war. Es hat aber keinerlei Ideologie dafür gegeben, keine Theorien darüber und die gibt es eigentlich bis heute nicht. Es hat kaum jemand darüber geschrieben. Die Abläufe hatte ich aber immer genau beschrieben, eine richtige Partitur dafür angelegt. 

J.W.: Wann hast du denn aufgehört mit den Performances?

L.CH.: Mein Galerist auf der Kunstmesse in Bologna sagte ich könne nur ganz kurz in der Koje performen, da er zu wenig Platz hat, aber er könnte etwas Dokumentarisches laufen lassen, ob ich das nicht aufnehmen könnte. Dann haben wir mit Super8 angefangen zu filmen. Ein Kollege hat mich nach meinen Anweisungen gefilmt und ich habe dann den Film geschnitten. Und dann wollte ich selbst was filmen und die Renate Bertlmann hat sich auch eine Super8 Kamera gekauft und dann haben wir gemeinsam die Gebrauchsanleitung studiert, das war der Anfang meiner Filmarbeit.

J.W.: Jetzt bist du schon ziemlich lange in dem Experimentalfimkontext, mit welchen Formaten arbeitest du jetzt?

L.CH.: Seit 1975 kann man sagen, jetzt arbeite ich schon lange mit 16mm und auch gerne mit den Maschinen hier. Es interessiert mich auch der Transfer zu DVD, ich hatte auch VHS gemacht, ich habe auch VHS wieder in 16mm transferiert oder Fotos im Film verwendet.

J.W.: Deine Filme werden nicht nur in Ausstellugen gezeigt, sondern auch im Kino und transportiert wirst du z.B. von sixpack oder von der Medienwerkstatt und vom Videoarchiv der Kunsthalle Wien.

L.CH.: Vor einigen Jahren habe ich noch selber organisiert, jetzt funktioniert das nicht mehr. Zu Zeiten der FilmCoop hatten die Künstler sich selbst transportiert, da sind wir nach Berlin gefahren mit einem Koffer mit den Filmrollen, auch von Kollegen, dann haben wir einen Vortrag gehalten, das Programm selbst zusammen gestellt, Kuratoren gab es keine. Jetzt ist das sicher z.B. bei sixpaxk sehr gut organisiert, allerdings eine Heimat hat man jetzt nicht mehr.

J.W.: was machst du jetzt? Hast du nicht kürzlich auch Abfallmaterial beziehungsweise Fehlerstellen  aus Filmen in den Ablauf integiert?

L.CH.: Ich habe unlängst ein Stück Film selbst gemacht, aus Anfang und Endstücken und allerlei Material mit Tixo zusammengeklebt, das zeige ich dir jetzt. Das habe ich in den Ablauf des Filmes integiert. Ich habe jetzt aber auch einen Computer gekauft, will mich aber nur mit den für mich relevanten Programmen beschäftigen.

 

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"GALERIE BOIS" Präsentationen im elektronischen Raum. Ein Gespräch mit ROBERT WALDL    *FEBRUAR 2007*

J.W.: Jahrelang warst Du eines der aktiven und gefragten Mitglieder der Wiener Fotokunst-Szene, dann auf einmal kamen Anfragen an damals noch analog arbeitende FotokünstlerInnen, um Beiträge für eine Virtuelle Galerie - wie kam das?

R.W.: Im Jahr 1992 habe ich mir zum ersten Mal zeigen lassen, wie das Internet funktioniert, von einem Wissenschaftler, ich war nicht wirklich firm auf dieser sogenannten DOS Ebene. Ich war aber total fasziniert davon zu sehen, wenn er z.B. sagte, und jetzt sind wir auf einem Server in Sydney, oder da hat ein Kollege das für mich bereitgelegt, und er hat das dann heruntergeladen. Für mich war das damals das erste Mal, dass ich das Wort downloaden gehört habe. Das hat natürlich anders ausgeschaut wie heute, wo es Webbrowser gibt.

J.W.: In der Klasse Peter Weibel an der Angewandten, die du ja besucht hast, war das damals noch kein Thema?

R.W.: Also ich kann mich nicht erinnern, das war allerdings in den 80er Jahren. Ein großer Aufruhr war, als damals ein großer Mac mit einer grafischen Benutzeroberfläche gestanden ist. Als dann aber vielleicht schon Fotos auf dem Computer beheimatet waren, war ich nicht mehr an der Angewandten. Mein großes Erlebnis war bei dem Wissenschaftler, da tröpfelte etwas aus der Telefonleitung, egal ob das Text war, auch Bilder, die er aus Amerika geholt hat, Grafiken, das Zusammenspiel von Computer, Telephonie und Fotografie faszinierte mich. Das hat mich nicht mehr losgelassen und ich habe mit einem Freund von mir, dem Reinhold Hörschläger, der eine Software-Firma hat, eine Galerie kreiert, die nur über das Telefon zugänglich ist. Wir haben dann begonnen daran zu arbeiten, und haben bald gesehen, dass das nur mit einer sogenannten Mailbox zu realisieren ist. Die Bedeutung dieses Begriffes ist aber heute anders, damals bezog sich das auf einen Computer den man ans Netz gehängt hat, in den man sich einwählen konnte.

J.W.: So eine Mailbox habt ihr bei dir hier im Atelier installiert?

R.W.: Ja, hier im Vorzimmer war die Galerie. Das beschrieb auch eineinhalb Jahre später, zum ersten Mal öffentlichkeitswirksam Doris Krumpel. Wir haben 1992 erstmals Bilder ausgestellt, die sich aber außer uns niemand angeschaut hatte.

J.W.: Der Name Galerie Bois, bezieht sich das auf das französiche Wort Wald, also Galerie Waldl?

R.W.: Ja, das Problem war aber, dass wir sahen, wir müssen noch im Realraum ein paar Anläufe nehmen, sonst bemerkt uns niemand. Wir mußten dann, wie bei herkömmlichen Galerien Einladungen drucken und verschicken, damit jemand auf die Idee kommt da rein zu schauen. Wir hatten eine Ausstellung mit Sabine Bitter gemacht, die erste Fotografin, welche die Fotografie digitalisiert hat und digital verändert hat. Doch trotz Einladungen haben sich ganze 5 Leute eingewählt, die Künstlerin und wir miteingeschlossen.

J.W.: Das Problem war, daß wir kein Modem hatten, damals

R.W.: Die zweite Ausstellung war dann mit Sodomka/Breindl, die haben aber schon wirklich mit dem Medium umgehen können, sie haben glaube ich 3 Bilder, 3 Töne, 3 Texte zur Verfügung gestellt, die konnte man runterladen und verändert wieder raufladen. Da haben sich dann vielleicht schon 20 Leute damit gespielt, diese Ausstellung hat sich dauernd verändert.

J.W.: Das war noch 1993?

R.W.: Ja. Dann habe ich zum Reinhold gesagt, das ist ja alles sehr schwierig, aber einmal probieren wir es noch und dann habe ich eine Ausstellung "Computing Photography" gemacht. Ich habe eingeladen Sigrid Kurz, Ilse Haider, Thomas Freiler und wir hatten einen Sponsorvertrag mit Compaq, wir haben den Künstlern einen Computer zur Verfügung gestellt, wir haben ihnen einen Computerkurs bezahlt und nach einigen Monaten die Resultate in der Galerie Bois ausgestellt. Und dann passierte es: Sowenig vorher von uns wahrgenommen wurde, so sehr haben sich 1994 dann die Medien für unsere Arbeit interessiert. Das war noch in der Mailbox-Galerie, die nicht im Internet war, doch wir dachten, es wäre an der Zeit dies nun zu tun. Damals hat aber jeder Speicherplatz ein irres Geld gekostet. Und dann war auf einmal das World Wide Web da, und wir konnten uns die Domain und Speicherplatz nicht leisten.

J.W.: Hat es nicht damals die Public Netbase schon gegeben?

R.W.: Ja, die haben gearbeitet. Mit denen gemeinsam sind wir immer wieder zum Ministerium gepilgert. Wir haben aber erst Ende 1994 einen Sponsor gefunden, das war die Telecom, die ist aber später aufgekauft worden, die haben uns dann ins www aufgenommen.

J.W.: Dann hattet ihr eine Adresse, die ja auch längere Zeit am Fotonet abrufbar war.

R.W.: Dann hatten wir die Adresse www.bois.or.at

J.W.: Aber die Adresse gibt es jetzt nicht mehr. Am Fotonet war sie wohl nur verlinkt.

R.W.:Die Adresse gibt es nicht mehr. Ich hatte dann auch nicht mehr das Geld das weiter zu bezahlen.

J.W.: Und wer war der Webspace Provider?

R.W.: Die Telecom, die ist aber dann glaube ich von Nextra übernommen worden und die gibt es glaube ich heute auch nicht mehr.

Aus "Computing Photography" zwei Bilder von Ilse Haider:

Die Ausstellung "GLOBUS" von Sabine Bitter:

Robert Waldl (jetzt Dr. Robert Waldl)  www.waldl.com war und ist Fotokünstler, der sich nun seit 10 Jahren der Psychologie widmet und als Coach und Psychotherapeut arbeitet. Seine (neuen) Fotoarbeiten entstehen neben Hauptberuf und Familie, demnächst hat er wieder eine Ausstellung in der Liget Galerie in Budapest, die ihn genauso wiedergefunden hat wie ich - über Google...

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Unter "Speakers Corner" findet in jeder Ausgabe ein Gespräch mit einer profilierten Persönlichkeit statt, zu den Bereichen in e-motionArtspaceINTERNETKUNSTZEITSCHRIFT

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"DIGITALE POESIE": ein Gespräch mit WALTRAUT COOPER  *Januar 2007*

J.W.:Du hast neben zahlreichen Museumsausstellungen und Biennale-Einladungen auch sehr viel Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum gemacht. Den Begriff Kunst am Bau, lehnst du ab, warum?

W.C.: Erstens ist Bau für mich etwas vollkommen Undifferenziertes. Bei Kunst am Bau hat man so das Gefühl, da gibt es einen Bau, da wird nachher irgend etwas drauf gemacht. Es muss nicht so sein, aber das Wort suggeriert mir das. Wozu ich meistens eingeladen werde, das ist etwas, wo man sich schon etwas überlegt hat. Da ist Architektur, da steht ein Architekt dahinter, der hat sich was überlegt, das ist etwas Durchdachtes. Wenn die jetzt sagen, da wollen wir Kunst dazu, dann ist das meistens so, dass die das schon von Anfang an mitplanen und mitgeplant haben wollen, Künstler werden von Anfang an in das Geschehen eingebunden. Es wird dann auch gewöhnlich zu einer gedanklichen Einheit, es ist füreinander gemacht.

J.W.: Für dich ist die Arbeit bei "Kunst und Architektur", wie du es genannt haben willst, immer in Bezug auf das Resultat zufriedenstellend verlaufen?

W.C.:Ja, vor allem ist es ein sehr großes Betätigungsfeld, man kann sich sehr großzügig ausdrücken. Ein Bild kann noch so groß sein, an die Möglichkeiten die sich bei der Zusammenarbeit mit Architektur ergeben, kommt es nie heran.

J.W.:Du hast ja auch interaktive Dinge gemacht mit Licht, auf den Stufen der Universität in Graz, das ist schon sehr lange her.

W.C.:Das war 1990 ungefähr, damals hat ja niemand etwas im Boden gemacht. Da habe ich wahnsinnige Schwierigkeiten gehabt, etwas im Boden einzulassen und erst recht in den Stufen. Das war zwar ein Wettbewerb, und es hat der Jury sehr gut gefallen, aber nachher wollten sie mich doch überreden, ich konnte es aber durchsetzen, nur konnte das Licht nicht den ganzen Tag eingeschaltet bleiben, man einigte sich auf zwei Mal täglich.

J.W.:Das war aber schon eine deiner computergesteuerten interaktiven Lichtarbeiten. Hat sich der Zeitpunkt, an dem du mit Licht zu arbeiten begannst, auch mit der Interaktivität getroffen, und das ergab dann den Begriff "digitale poesie"?

W.C.: Fast. Die erste große Lichtarbeit war bei "Andere Avantgarde" in Linz, da habe ich in die Fassade des Brucknerhauses eine Reihe von Diagonalen gelegt, die zweite Lichtarbeit war dann bei der Biennale  in Venedig 1986, die Digitale Poesie, da haben die Leute ihre Namen reinschreiben können, die sind digitalisiert worden und in Licht und Klang umgesetzt worden. Für 0 war das Licht aus, für 1 war das Licht an....

J.W.: Das war im Arsenale damals.....

W.C.:Der Name hat den Rhythmus hergegeben und von der Musik war auch ein Parameter an die Digitalisierung gekoppelt. Für die Musik hatte ich einen Komponisten eingeladen.

J.W.:Du hast bei diesen großen Arbeit immer mit Leuten zusammengearbeitet, einerseits mit Technikern, du hast aber auch die Komposition der Musik immer abgegeben.

W.C.: Ich wollte in Sachen Musik nicht dilletieren.

J.W.:Die Mathematik hast du selbst, als Studierte beigebracht und die visuelle Kunst, auch als Studierte, die Musik hast du nur ausgewählt.

W.C.: Ja, weil ich Musik liebe, ja genau darum. Ach, ich wollte noch was zu Venedig sagen: Jeder hätte doch gerne einen klingenden Namen, das war die Idee, die Leute, die dann ihren Namen in Licht und Klang übersetzt sahen, haben sich sehr gefreut.

J.W.:Diese Einladung nach Venedig war ja eine internationale, die nichts mit Österreich zu tun hatte, und das zweite Mal, einige Jahre später, warst du wieder im internationalen Programm, nie von den Österreichern geladen.

W.C.: Beim ersten Mal war das Thema ja Kunst und Wissenschaft und beim zweiten Mal sollte es etwas direkt im Wasser sein. Ich habe mich dabei auf den Handel und die Schifffahrt bezogen und eine Urform der Schiffahrt, das Floß mit einem Lichtmasten versehen. Das Wort Licht hat fünf Buchstaben, das habe ich digitalisiert mit einem fünfstelligen Code, also 5 mal 5, 0en und 1er, also ein Quadrat auf dem quadratischen Floß, für 0 ist ein blaues Floß, für 1 ist ein grünes Floß, damit ist die Lichtflotte in der Lagune nicht nur eine Flotte aus Lichtfloßen, auch das Wort Licht ist in die Lagune gestellt.

J.W.:In den Gruppierungen, die sich mit Medienkunst beschäftigten hast du eignetlich nie mitgemischt, obwohl du ja ganz früh dran warst. Dein Werkzyklus läuft aber seit 1986 unter "Digitale Poesie". Deine neueste Arbeit für das Museum Ritter, ist sie auch interaktiv?

W.C.:Das Thema der Ausstellung ist Bewegung im Quadrat. Das Ritter Museum ist selbst schon quadratisch, es ist ein wunderschönes Museum. Im anderen Teil, im Verkaufsshop, findet man Kunst, nur Kunst die mit Quadrat zu tun hat, gediegendste Kunst, weit mehr als sonst in Museumsshops üblich Die Initiatorin ist Marli Hoppe-Ritter, von der Ritter Schokolade, und die Sammlung ist einfach toll. Ich habe da ein Quadrat aus der Achse gekippt, in dem Fall mit Leds gemacht, mit der Steuerung durch das Wort Museum Ritter. Das ist nun auf der Fassade, man könnte es aber auch anders programmieren. Ich könnte es auch im Kontext der Regenbogen-Trilogie sehen, da hätte es auch seine Berechtigung.

J.W.:Die Regenbogen-Trilogie ist vielleicht diejenige deiner Arbeiten, die am weitesten gereicht hat, der Regenbogen über Österreich, der Regenbogen für Europa, ja und Regenbogen für die Welt ist ja auch in deinem Plan. Die öffentlichen Gebäude die du unter Licht gesetzt hast, sind zwar temporäre Ereignisse, sie bleiben aber in Erinnerung und sind auch dokumentiert. Besonders die "lichte" Begrüßung der neuen Mitglieder in Europa hat Hannes Svoboda als gelungenes Zeichen gewürdigt.

W.C.:Jetzt habe ich gerade wieder etwas gemacht in Lüdenscheid, der Stadt des Lichts. Aus Anlaß des internationalen Tages gegen die Todesstrafe haben wir 9 Kirchen beleuchtet. Das Regenbogenprojekt ist ja überhaupt für Fieden, für Verständigung, für Akzeptanz, für Toleranz, für alle diese Sachen die wir im Leben dringend brauchen.

J.W.:Damit hast du ja auch ganz früh angefangen. Der großartige Lichtfries in der Eingangshalle der UNO-City  in Wien heißt ja Friedensfries! Ja, und interaktiv ist er auch!

W.C.:Der ist ja fast 60 Meter lang und hat zwei Seitenteile. Es ist auch ein Teil der "Digitalen Poesie", da ist das Wort UNO digitalisiert und formal umgesetzt, für 1 ist ein aufstrebender Blitz, für 0 ein abstrebender Blitz und die Lichtsteuerung ist nach der Ode an die Freude von Schiller, weil ich wollte die Steuerung über etwas haben womit der Friedensgedanke mitgeht. Da wollte ich auch nicht dilletieren, sondern etwas wo das schon künstlerisch umgesetzt ist und was allgemein bekannt ist. Da heißt es dann "alle Menschen werden Brüder". Ursprünglich war ja daran gedacht worden, den Klimt-Fries dorthin zu geben.

J.W.: Das war damals auch ein gewaltiges Engagement der Wiener Kunstszene, dass diese über Jury stattgefundene große Kunst am Bau Sache in die Wege geleitet werden konnte, als großer Wettbewerb.

W.C.:Da haben ja über 800 Künstler an diesem Wettbewerb teilgenommen. Das war ein zweistufiger Wettbewerb.

J.W.: War das nicht noch früher als deine Venedig-Arbeit?

W.C.:Eingeladen wurde ich 1984, aber fertig war die Arbeit dann 1987.

J.W.:Das sind jetzt gut 20 Jahre KUNST UND CODE!

http://www.waltrautcooper.com

http://www.regenbogen.at